Walter Christlieb Gsell-Moosher *1861

Notizen zum Lebenslauf von Ckara Wild-Gsell, um ca. 1938 (in Otto Gsell 1984, p 92 publiziert)

Nun kommt der Wälti an die Reihe, der schon in früher Jugend das Wort prägte: „Cha allei !“ Als Student brachte er den Spruch mit heim: „ I mach’s wia da Pfarrer Assma !  “Wia hätt der's gmacht ?“ „Grad wie-n-er hätt welln !“  Dies könnte man als Motto über sein Leben schreiben.

Eine autoritäre Natur, fest und sicher stand er, nach Landwirtschafts- und Forststudium in Zürich, Assistent im Regierungsgebäude (Forstwirtschafts-Abteilung) seinem verantwortungsvollen Posten als Präsident der Bürgergemeinde vor. Mit ganzer Seele war er bei der Sache, hiess sie: Pflege der Kunst, der Wissenschaft, der "Vadiana", des Kappelhofs mit seinen geliebten Zuchtstieren, des Bürgerheims.

Walter wie ihn sein Neffe Otto beschreibt, ca. 1970

Walter verheiratet mit KLara Moosheer, 1865 - 1934, ein sehrangesehener Bürgerratspräsident in St.Gallen und hat hier  die Institution der Ortsbürgergemeinde mit Bibliothek, Museen, Waisenhaus und Altersheim ausgebaut, war auch Präsident des Grossen Rates,starb als 64-jähriger noch im Amt mit Krampfadern, und Venenentzündungen und Lungenembolien. Von seinen zwei Söhnen ist Walter, *1893, Dr. iur. in St.Gallen, relativ früh ( 1940) und ledig gestorben. Sein Bruder Willi ( 1899 - 19739) war als Dr. iur Generaldirektor der Versicherungsgesellschaft Helvetia, wo er die Vereinigung der zwei Abteilungen Allgemeine und Transport durchsetzte und später die Versicherungsgesellschaft mit der Helvetia Zürich zu einer Zwillingsaktiengesellschaft vereinte. Mit seiner Gattin Edith Rieg hatte er drei Kinder: Peter, Ingenieur und Direktor bei der Schweiz, Industriegesellschaft Schaffhausen, Heini, Angestellter der Kreditanstalt Zürich, Edith, geb. 1942, verheiratet mit Remo Tschumper, kaufmännischerAngestellter in Hombrechtikon ZH mit zwei Kindern.

Er hatte einen solch ausgesprochenen Schönheitssinn, dass er keine Kästen in den breiten Gängen dulden wollte, vor denen sich vielleicht alte, verblühte Weiblein im "négligé" aufhalten könnten !!  Er liebte überhaupt keine Négligé, weder an sich, noch an Andern. Stramm, mit einem Rock bis oben zugeknöpft, schritt er einher. Die Seele war aber nicht zugeknöpft, nur zeigte er sie nicht Allen. Die Untergebenen liebten und verehrten ihren Präsidenten.

In jungen Jahren führte er seine Frau, Clara Moosherr, heim ein Liebesbund! Lustig und bezeichnend ist, wie er, nach dem Werbungs-Spaziergang die Braut vor deren Heim verliess, mit dem Versprechen, am andern Morgen zur offiziellen Anfrage zur Mutter zu kommen; pünktlich geschah dies und auf ihre Frage: "Nun muss man an die Verlobungskarten denken, das wo und wie?" kam die prompte Antwort des Bräutigams: "Das han i scho bsorget, d'Karte chommed am zwölfi“.

Seine Lebensgefährtin, ihm schon von früher Jugend bekannt, war ein guter Kamerad, die ihren Herrn und Gebieter zu nehmen wusste, wie er war. Einen Gsell aus dem Röteli als Gemahl sein eigen zu nennen, setzte Selbstlosigkeit und Herzensgüte voraus.

Eine tiefe Liebe verband alle Rötelipaare und drum konnten sie in den eigenen vier Wänden verwirklichen, was sie daheim gesehen und erlebt hatten: Eintracht und Friede.

Zwei Buben belebten das Heim, das an der Rorschacherstrasse im alten Scherrer'schen Grosselternhaus besonders gediegen ausschaute mit den schönen Wieland- und Linerbildern an den hellen Wänden und den farbigen Persern am Boden.

Eine Augen- und Venenkrankheit verdunkelten die letzten Jahre des Gatten und Vaters, aber tapfer, ohne Widerspruch, ertrug er sie. Nach dem Ausspruch des Bruderarztes sei er gestorben, wie ein tapferer Kämpe.

Die zwei Dr. jur. Söhne halfen der Mutter ihr Leid tragen. Fünf Jahre später durfte Clara ihrem geliebten Manne folgen, ein Herzschlag erlöste sie von langen Herzleiden.