Clara Gsell-Wild, Familien Geschichten Schreiberin

Clara Gsell hat viele Artikel zur Geschichten und Personen der Familie Gsell geschrieben. Auch viele Briefe aus ihrer Hand sind erhalten geblieben. Daher können wir sie als die "Gsellsche Familien Geschichten Schreiberin" bezeichnen. Ihre Schriften sind hier aufgelistet und können von hier aus aufgerufen werden.

  • Eigenhändig geschriebene Lebenslauf, siehe unten.
  • Briefwechsel Clara Gsell als heranwachsende, lebenslustige Frau mit ihrer strengen, mahnender Mutter, Wilhelmine Gsell-Lutz.
  • Briefwechsel bis Seite 29 verarbeitet. Suche im Index des Pdf-Files möglich
  • Theodor und Louise Gsell-Fels und Kinder Ida und Viktor in den Briefen
  • Onkel, Tante, Kinder Gsell-Laurent aus Paris zu Besuch --> Index Briefe
  • Weiteres folg
Clara Gsell und Ihre Freundinnen

Foto nach 1878: Hinten von links:

  • Nelly Roth-Bärlocher
  • Pinchen Wiedemannn-Albert
  • Clara Wild-Gsell
  • Clara Gsell-Moosheer
  • Hedwig David-Weidmann

Vorne von links:

  • Frida Hoffmann-Moosheer
  • Ernestine Ruge-Bänzinger
  • Linda Jakob-Grossmann
Eigenhändig geschriebener Lebenslauf

Foto nach 1878: Hintere Reihe von links:

  • Nelly Roth-Bärlocher
  • Pinchen Wiedemannn-Albert
  • Clara Wild-Gsell
  • Clara Gsell-Moosheer
  • Hedwig David-Weidmann

vorne von links:

  • Frida Hoffmann-Moosheer
  • Ernestine Ruge-Bänzinger
  • Linda Jakob-Grossmann

Die Zweitjüngste ( von 8 Geschwister der Familie Gsell-Lutz), das Clärli, war ein übermütiges Ding, selbständig, ziemlich respektlos, mit einem ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn ausgestattet und begeistert für ihre Brüder und das liebe Röteli. In die Schule ging es kaum des Lernens halber, wohl aber wegen der geliebten Freundinnen und der allgemeinen Lustigkeit. In der Pension in Esslingen im Schwabenland wurde dies dann anders. Das Interesse an Kunst und Wissenschaft wurde geweckt und im Wettkampf gefördert. Religiöse Conflicte (in St. Gallen freisinnig erzogen, in Esslingen einem orthodoxen Milieu anvertraut) brachten schwere Stunden, vertieften aber das junge Menschenkind. Ein fünfmonatlicher Aufenthalt in Paris, im Künstlerhaus des Glasmaleronkels ( Kaspar/Gaspard Gsell-Laurent) und seiner feinsinnigen Frau, im kleinen Häuschen in Meudon mit den fröhlichen, begabten Vettern entwickelte Manches, was noch geschlummert hatte.

Und dann ging es heim ins Vaterhaus, aber nicht für lange. Zum Entsetzen der Mutter, die mit der häuslichen Erziehung beginnen wollte (Kurse hatte man ja genommen), verlobte sich das Haustöchterlein mit 19 Jahren mit dem jungen" Architekten und Gewerbemuseums-Direktor Emil Wild. Im Herbst war Hochzeit, in Italien sah man viel Wunderschönes, und in der Vaterstadt begann nun das eigentliche Leben, reich an Pflichten und Freuden: Kinderlein kamen, brachten viel Sonne und viel Arbeit. Eine liebe Geselligkeit mit Freunden des jungen Paares erheiterten die Winterabende. Sonst war man meist daheim. Der junge Hausherr las vor, Deutsch und Französisch, die Hausfrau arbeitete.

Dann kam das Baubureau für verschiedene Neubauten ins Haus, und abends musste geplant und gezeichnet werden. Man wollte vorwärts kommen. Der junge Architekt war eine volle Arbeitskraft, stets heiter und guter Dinge, dabei mit spitzer Zunge ausgestattet, die weder sich noch Andere schonte ... ein herrliches Ventil, um unbeschwert weiter zu arbeiten.

Im Jahre 1886 wurde das neuerbaute Gewerbemuseum, der „palazzo rosso", ein roter Ziegelbau, bezogen. Wie leuchteten die hellen Flämmlein an allen Fenstern bei der Einweihung --- eine Vorbedeutung des glücklichen, harmonischen Lebens, das 30 Jahre lang darin geführt wurde. Mit der Hauswartfamilie war die Direktorsfamilie aufs Herzlichste verbunden.

Die vier Töchterlein wuchsen fröhlich heran und flogen nach und nach aus: das älteste ins Schwabenland in eine Forstheimat, das zweite ins Studium und nachheriger Lebensstellung als Bibliothekarin nach Zürich, das dritte flog sogar nach Mexiko, kehrte der Unruhen wegen aber mit ihrem Ingenieur in die Heimat zurück, das vierte zog noch mit auf den Rosenberg und später ins eigene Heim nach Zürich.

In jenem Mai blühte und duftete alles zu gleicher Zeit und nahm alles Schwere der Seele mit sich fort in einzig schönem Frühlingsglanz ! Acht Jahre waren dem Herrn des "Hohentwiel" noch beschieden, Garten und Haus zu geniessen. 1915 hatte man das liebe Haus bezogen, 1923 wurde die Asche seines Besitzers im Garten geborgen.

Dem Kantspruch: "Du sollst, denn du kannst" suchte die Gattin nachzuleben. Schwer war der Hinschied der zweitjüngsten Tochter an Kinderlähmung zu ertragen. Das Leben bringt viel Leid.

Im Gedenken an die schönen früheren Tage lebt das Clärli aus dem Röteli weiter, sieht hinab auf die alte, liebe Stadt und hinauf zum blauen Himmel und freut sich, wenn Kinder und Kindeskinder kommen, denkt an die frohe Jugendzeit und die schönen Ehejahre zurück, da man noch wirken konnte  — long, long ago.

Einige Sprüche des Hausherrn seien noch vermerkt:

Pressiere ist vom Tüfel ~ Einladungen sind auch von ihm.

Du sollst nie einen Schriftsteller oder Dichter persönlich kennen lernen wollen, dies ist meist eine Enttäuschung.

Wenn Frau und Töchter ausziehen wollen, sitzen sie noch rasch an die Nähmaschine, und "venti minuti" dauert’s immer.

Nur nie misstrauisch sein! Das Knäblein "Eidolon" aus Spittelers „Olympischer Frühling“  war’s auch nicht.

Keine Grundsätze haben, aber immer richtig handeln.

De Herrgott hät au d'Vernunft geh, nöd nu en feste Wille (Steckkopf !)

Daniela Schlettwein zu den Briefen von Clara

Clara Gsell wird 17 jährig für ein Jahr ins Pensionat nach Esslingen bei Stuttgart geschickt, Theodor Soden  (1825–1913), aus Stuttgart, Jur., Lehrer in Cincinnati, gründete mit seiner Frau in Esslingen/Neckar e. Erziehungsanstalt u. öff. Schule f. höhere Töchter,( Die Schwester Marie ist auch dort) im Jahr darauf für 5 Monate zur Familie eines Onkels väterlicherseits, Caspar Gsell-Laurent, nach Meudon bei Paris. 19 jährig verlobt sie sich und reist - bevor sie Emil Wild mit gerade 20 Jahren heiratet - für zwei Monate zur Familie eines Onkels, Adolf Lutz-Bühler, mütterlicherseits nach Cilli im heutigen Slowenien. Von diesen Auslandsaufenthalten schreibt sie an ihre Mutter. "Selbständig, ziemlich respektlos, mit einem ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn ausgestattet und begeistert für ihre Brüder" wird sie mehr als 50 Jahre später von sich selber sagen. Könnte es sein, dass sie von den Röthelikindern dem Vater am ähnlichsten war? In nur gerade drei Jahren wächst das übermütige Schulmädchen zur Ehefrau .

Die Erziehung allerdings beschränkt sich nicht auf Anstandsaufenthalte - schon die 14 jährige wird angehalten, sich um die Führung des Haushaltes und das Wohl der älteren Brüder zu kümmern. Das liest sich aus vereinzelten Briefen der Mutter. Eine intensive menschliche Entwicklung in einem trotz der in der grossen Weltverstreuten Verwandtschaft eher kleinräumigen Horizont spiegelt sich in den Briefen der Tochter und mag nachdenklich stimmen.(Zit. Daniela Schlettwein 1999).