Theodor Gsell, 1818 - 1898

Bild von Theodor Gsell Fels

Text von Clara Wild Gsell zu ihrem Onkel, geschrieben 1938, redigiert von LG

Theodor, der jüngste der drei Gsellensöhne,(Siehe Familie Gsell-Schobinger ) war sehr begabt. In früher Jugend sehen wir ihn im Theater-Orchester (beim Karlstor stand der alte Kunsttempel) eifrig Violine spielen, damit er die Aufführungen miterleben konnte.

Der Theologe:

Zuerst studierte er Theologie in Basel, wo er in den Zofingerverein eintrat. Er hörte Kollege bei den berühmten Vinet und Wackernagel. Dann wandte er sich nach Berlin. Hier gehörte er mit verschiedenen Schweizern und Deutschen zu einer ausgewählten Gruppe, die bei dem hochbegabten Hofprediger Theremin Predigstudien machte. Die Studenten hielten selbst solche und wurden durch dessen Kritik gefördert. Die Berlinerzeit bot dem stets Strebsamen in jeder Beziehung, auch in Kunst und Literatur, unendlich viel. Nach dem theologischen Examen, 1843 in Tübingen, zwang ihn ein langwieriges Halsleiden, einen anderen Beruf zu ergreifen.

Der Philosoph:

Er wählte die Philosophie und doktorierte auch in diesem Fach. In Paris lag er längere Zeit den Sprachstudien ob, freute sich über den gemütlichen Verkehr mit seinem Künstlerbruder Caspar und vertiefte seine ästhetische Bildung in der Kunststadt. In St. Gallen, als Archivar angestellt,

Heirat:

verheiratete er sich 1850 mit Luise v. Fels, 1829-1887, deren Vater, Regierungsrat v. Fels, nur in die Ehe einwilligte, wenn ein gewisses Kapital als Grundlage festgelegt wèrde. Luise war eine jugendliche Freundin der zukünftigen Schwiegermutter (Suanne Gsell-Schobinger), von ihr dem Joggeli (Bruder Jabob Laurenz) als "echte Perle" zugedacht. Dieser schrieb aber von Rio: "Ich wähle mir meine Perle selbst" und sandte das gewünschte Kapital.
Das Archivarentum befriedigte den lebhaften Geist von Theodor nicht.

Der Mediziner:

Mit des Bruders Hilfe studierte er Medizin und machte seinen zweiten Doktor. Zuerst liess er sich in seiner Vaterstadt, dann in Zürich nieder, wo er die schwere Cholera-Epidemie helfend mit erlebte und auch von der Krankheit ergriffen wurde. Wir sehen ihn dann mit seiner Familie einige Zeit in Nizza als Fremdenarzt, dann weitere Jahre in Basel, wo er sich als Reformer auf religiösem Gebiet tüchtig ins Zeug warf.

Der Reiseschriftsteller:

auch mit Reiseschriftstellerei hervortrat und schliesslich in München. Hier schrieb er seine Bücher: der Rhein, die Schweiz, Venedig und die verschiedenen Reiseführer durch Italien, die ihres kunstgeschichtlichen Inhalts wegen immer noch geschätzt werden.

Die Tochter Ida

führte dem Vater nun den Haushalt und begleitete ihn auch jeweils in die Sommer-Kurorte: Tölz, Ragaz, Magglingen, Faulensee, wo er ein beliebter Kurarzt war. Seine Gewandtheit der Rede, seine Phantasie und Belesenheit, seine allseitige Bildung, seine Reise-Erlebnisse machten ihn zum Mittelpunkt der Gesellschaft. ( Ida starb in Ihrem Haus auf Capri wo der ganze Nachlass der Familie "verloren ging". Ob sich da noch etwas nachforschen liesse ? )

Die zwei Söhne Wilhelm und Victor

liessen sich in Buenos-Aires nieder. Siehe Wilhelm Jakob Gsell *1856 und Victor Theodor Gsell *1862

Gsell . Fels

Dr. Theodor, der sich den Namen Gsell-Fels beilegte, weil seine Reisebücher unter diesem Namen in die Welt wanderten, blieb frisch bis ins hohe Alter. Eine kurze, heftige Krankheit führte 1898 seinen Tod herbei.