Robert Gsell 1889 - 1946

Robert Gsell, ist für die "Familie Gsell" der Onkel, Grossonkel und Uronkel, der uns in dreierlei Hinsicht in Erinnerung bleibt.

  • Einserseits der Flugpionier, der die Luftfahrtgeschichte der Schweiz mitgeprägt hat und damit für die jungen Gsellen zum Familienheld wurde.
  • Anderseit der Knabe und junge Mann, der vaterlos im Röteli bei Mutter und Grossmutter die Jugend erlebte, seine Frau aus dem geschichtsträchtigen Dresden nach Bern entführte, auf der Höhe seines Lebens den Sohn verlor und selbst nur drei Jahre darnach mit seinem Flugzeug abstürzte. Siehe hierzu die Familienseite Gsell-Jeglinski.

Daniela Schlettwein-Gsell hat im Vorwort zu diesem Manuskript die Stimmung und Dank der Beschenken beschrieben:

Ist es so im Märchen? Die Kerzen sind schon gerichtet am Tannenbaum, da kommt der grosse weisse Brief und Du erbst und weisst kaum warum. Mechanisch dankst Du der Notarin, doch Dein Dank sucht weiter an wen sich zu richten. Dann erinnerst Du und siehst vor Dir das grosse weisse Federbett, das Dich im Winter 1941/42 im Holzhaus auf der Lenzerheide wärmte,
als es in der Stadt kein Heizmaterial mehr gab. Und Du weisst noch den Abend, an dem unser Vater - er war sowieso kaum bei uns und dann nur in Uniform - nicht gute Nacht sagen kam und Du wach lagst bis spät erst unsere Mutter zu uns trat: es habe in der Dunkelheit ein einsamer Skiwanderer an die Türe geklopft, Robi Gsell, und die Vettern sässen tief im Gespräch versunken. Der einzige Sohn sei tot seit wenigen Wochen und er, Robi, wolle seine Habe den Rötelienkeln überschreiben. Die Betroffenheit, die ich damals in den Augen meiner Mutter spürte, ich empfinde sie heute nach mehr als fünfzig Jahren.

Bodensee Wasserflug

Vor rund 100 Jahren begann auf dem Bodensee die grosse Zeit der Wasserflugzeuge an der auch Robert Gsell massgebend beteiligt war. Die Geschichte ist im Zeppelin Museum Friedrichshafen dokumentiert. www.zeppelin-museum.de

Der Wasserflugwettbewerb auf dem Bodensee, 1913, an dem Robert den 2. Platz belegte nur 35 Sekunden hinter dem Sieger Hirth:

Von Montag an besserte sich das Wetter, so daß bereits am Montag früh fünf Apparate ihre Befähigungsnachweise erfüllten, und sich von dann an in den folgenden Tagen ein reger Flugbetrieb entwickelte. Am Dienstag früh, kurz nachdem der Start freigegeben war, machte sich der Friedrichshafener Flieger Gsell und der Albatrosführer Thelen auf den Weg um den großen Preis und erledigten den Flug in 106 Min. 51 Sek. bzw. 128 Min. 41 Sek. Damit schien Gsell von Anfang an als Sieger gelten zu können, weil diese Zeit kaum noch zu unterbieten war. Aber es sollte anders kommen! Am nächsten Tage ging Hirth nach mancherlei Vorversuchen ebenfalls in den Kampf, und es zeigte sich bei diesem Flug wiederum die große Ueberlegenheit Hirths, die er durch seine hervorragenden Fliegereigenschaften besitzt. So war schon sein Wasserstart, den er der Windrichtung wegen entgegen der Flugrichtung ausführen mußte und mit einer außerordentlich scharfen Rechtskurve wieder in die Flugstrecke überleitete, ein wahres Meisterstück. Seine Umrundungen der Wende- und Kontrollbojen, die genau abgepaßte Wasserlandung in Lindau und endlich das scharfe Absetzen des Apparates kurz hinter der Ziellinie schlössen sich der ersten Einleitung in jeder Weise würdig an. Durch alle diese meisterhaft erwogenen und prächtig geführten Manöver gelang es Hirth, mit 106 Min. 17 Sek. den ersten Preis von 25000 M an sich zu bringen, während sich Gsell, der mehrfach vergebliche Versuche zur Zeitverbesserung machte, mit 34 Sek. Differenz als Zweiter (10000 M), Thelen als Dritter mit 5000 M plazierten.