Luise Gsell - Fels, 1829 - 1887

Clara Gsell-Wild schreibt 1938.

Luise Gsell-Fels

stand ihrem Mann Theodor Gsell ebenbürtig in jeder Beziehung zur Seite. Drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, waren dem Paare geschenkt worden.

Um den Hausstand auf der Höhe halten zu können, griff auch sie zur Feder und schrieb gern gelesene Mädchenbücher: Mädchentraum, Sympathie und Antipathie, Instituts- und Lebensbilder und kleine dramatische Spiele. Ihre umfassende Bildung hatte sie sich, ausser in den guten St. Gallischen Privatschulen, im damals berühmten Mannheimer herzoglichen Institut geholt. Als zwölfjähriges Mädchen fiel sie drei Stockwerke tief im Treppenhaus des "Schönenfels" auf den Steinboden und trug, dank der dicken Haarkrone, keinen Schaden davon. Ihr Geist war immer rege. Auch in eine Schweizerzeitung "der Alemann", im Zürcherbiet, lieferte sie sympathische Feuilletons. In den 50er Jahren ihres Lebens erlitt die Gute, Nimmermüde einen Schlaganfall, dem sie nach zwei Jahren erlag und von viel Mühe und Arbeit ausruhen konnte.

Luise fand ihren familiären Anschluss in der grossen Familiengemeinschaft im Rötheli. Bei den häufigen Besuchen in St.Gallen war sie dort Gast,weil ihr das Elternhaus verboten war, da ihr Mann keiner steten Arbeit nachging ! In den Briefen von Mathilde Gsell-Lutz finden sich entsprechende Bemerkungen.

Drei Ihrer Werke sind digitalisiert zugänglich

Schriftstellerin im Schatten ihres Gatten

Marie-Therese Lamari schreibt über Louise Gsell Fels in „blütenweiss bis rabenschwarz“, St.Galler Frauen - 200 Porträts, Limit Verlag Zürich 2003.

Louise Karoline Gsell Fels wurde 1958 anlässlich der SAFFA (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit) gefeiert, als die erste Frau der Ostschweiz, die
als Schriftstellerin tätig gewesen ist. Die Spuren ihres Lebens jedoch lassen sich einzig auf Grund der zahlreich vorhandenen Biografien ihres Gatten
aufspüren. Die Tochter des St. Galler Regierungspräsidenten von Fels, «ein durch seltene Vorzüge des Körpers und des Geistes geziertes Fräulein», hatte eine umfassende Bildung in Privatschulen ihrer Heimatstadt und im Mannheimer Grossherzoglichen Institut erhalten. Im Jahre 1850 verheiratete sie sich mit
Johann Theodor Gsell. Seine Studien und die Tätigkeit als Arzt, Privatdozent und Reiseschriftsteller brachten ihn nach Würzburg, Wien, Berlin, Nizza,
Pisa, Basel, St. Gallen und zuletzt nach München. So lebte Louise Gsell Fels mit ihrem Mann und den drei Kindern, einer Tochter und zwei Söhnen, an
stets wechselnden Orten. Zur Verbesserung der finanziellen Lage der Familie begann Louise Mädchenbücher und Frauenromane zu schreiben. Es liegen heute fünf Bücher und mehrere dramatische Spiele vor. Aus Rucksicht auf ihre Familie in St. Gallen - sie sollte nicht erfahren, wie dringend nötig für den Haushalt ihr Verdienst war - veröffentlichte sie keines dieser Bücher unter ihrem Namen. Das erste Buch, «Aus dem Institut ins Leben oder Mädchenträume und Wirklichkeit», ist signiert mit «von einer Pensionärin des Grossherzoglichen Instituts Mannheim». Bei den nachfolgenden Büchern wurde «die Verfasserin der Mädchenträume» als Autorin angegeben. Einige der Frauengestalten ihrer Bücher sind künstlerisch begabt. Ihre Pflichten als Ehefrau und Mutter belasten und beengen sie. In vielen der Werke steckt die Hauptfigur ihre künstlerischen Ambitionen zugunsten der Familie zurück. In der Geschichte «Alma» aus den «Institutsbildern» aber überwindet die Künstlerin die Frau und Mutter. Alma verlässt nach dem Tod ihres Kindes den Ehemann, einen erfolglosen Schriftsteller, und wird eine gefeierte Schauspielerin. Die Liebe fand im Privatleben von Alma keinen Platz mehr. Louise Gsell Fels selber suchte in ihrem Leben beides zu vereinen. Sie schrieb im Bewusstsein, dass der Verdienst aus ihrer Arbeit dringend nötig war für die Familie, blieb aber als Autorin unerkannt. Ihrem Gatten, der sich selber als Schriftsteller bezeichnete, und ihren Eltern in St. Gallen waren ihre schriftstellerische Tätigkeit eher peinlich.
Sie starb im Alter von 58 Jahren in München an den Folgen eines zwei Jahre zuvor erlittenen Schlaganfalles.