Jakob Laurenz Gsell-Schobinger, 1786 - 1870

Jakob Laurenz wird am 03.10.1786 als jüngstes von drei Geschwister geboren. Sein (alter) Vater stirbt 68-jährig als Jakob Laurenz erst sechs Jahre alt ist. Seine Mutter, Johanna Barbara Gsell-Zollikofer, ist bei seiner Geburt 33 Jahre alt. Der Altersunterschied der Eltern ist mit 27 Jahren beträchtlich.

Jakob Laurenz erhält eine kaufmännische Ausbildung im Zollikofersches Geschäftshaus der mütterlichen Familie. Gleichzeitig wird sein malerisches Talent von den Eltern erkannt und als Schüler von Moretto erlernt er das Malen und Zeichnen.

Susanne Schobinger, seine Jugendfreundin aus dem Nachbarhaus wird 1813 seine Gattin. Ihre drei Söhne

Caspar *1814,   Jakob, *1815   und   Theodor, *1818

werden als Glaskünstler, Kaufmann und Reiseschriftsteller "Karriere" machen

Leben, Familie und Werk

Wir berichten über Jakob Laurenz Gsell Schobinger in folgenden Abschnitten:

  • 1  Die Jugend und Schule in St.Gallen
  • 2  Der junge Familienvater und Kaufmann in Lyon und Paris
  • 3  Das Scheitern als Kaufmann
  • 4  Der Kunstmaler und Lithograph
  • 5  Der zurückgezogene Lebensmann
  • 6  Alter und Belohnung
Wer bist Du ?

Jakob Laurenz, Lithograph, ich komme Dir näher. Du bist in der St.Gallervorstadt aufgewachsen, hast Wasser für den elterlichen Haushalt geholt und am Abend, wenn das Stadttor geschlossen wurde, musstest Du achten zuhause zu sein. Die Schobingers waren die Nachbarn und Susanne spielte auch gerne im Freien, wenn keine Aufgaben mehr zu erledigen waren. Du durftes zu Moretto zum Zeichnenunterricht. Du warst begabt im Zeichnen, aber Carl Schobinger, der Onkel von Susanne nahm Dich in die Lehre in sein Kaufmannshaus. Die Waaren wurden gesichtet, taxiert und gelernt was es alles für Stoffe gab. Frachtbriefe, Rechnungen, Quittungen, die Bücher wurden ausgestellt und geführt. Mit den Menschen für die sie galten, galt es zu verhandeln und dagegen zu halten, wenn es sein musste. Französisch musste man können, wegen der Buchhaltung und dem Geld. Statt wie früher den Bodensee, das Rheintal den Alpstein und nicht in das Fürstentum, das zu katholisch war, waren es nun Ausflüge in gesellschaftlicher Verpflichtung nach Rheineck, Lindau und bis nach Basel, sogar nach Augsburg; das waren die Umschlagplätze. Du hast Dich verliebt in Susanne, es hat sich, musste sich ergeben. Die Hochzeit und bald ein Kind in Aussicht. Du willst die Welt erobern und Onkel Carl schickt Dich zum Erstenmal nach Lyon. Er setzt grosse Hoffnungen in Dich und ans Geschäft. Frau und Kleinkinder werden zurückgelassen. Die Zeit ist nicht günstig. Napoleon noch nicht ganz vergessen, die neue Ordnung noch nicht hergestellt. Die Hungersnot 1817 /18 treibt die Sache voran, etwas überstürzt. Es wird Dir schwierig !

Die Jugend von Jakob Laurenz Gsell

Jakob Laurenz wird am 1786 als jüngstes von drei Geschwister geboren. Sein Vater, stirbt 68- jährig als Jakob Laurenz erst 6 jährig ist. Seine Mutter, Johanna Barbara Zollikofer, ist bei seiner Geburt 33 Jahre alt. Der Altersunterschied der Eltern ist mit 27 Jahren beträchtlich. Die Jugend, die Jahre vor und nach der Jahrhundertwende 1786 bis 1814 erlebt Jakob Laurenz in der Heimatstadt St.Gallen. Hier besucht er die Schulen und wird darnach im Zollikofer’schen Geschäftshaus zum Kaufmann ausgebildet. Gleichzeitig erhält er aber auch Maluntericht bei Antonio Orazio Moretto (siehe rechte Spalte).

J.L.Gsell heiratete 1813 das um 7 Jahre jüngere Mädchen aus dem Nachbarhaus, Susanne Schobinger. Da war er 27 und sie gerade mal 20 Jahre alt. Die Trauungsrede resp. Predigt ist 31 Seiten lang. Dem jungen Paar werden in kurzer Zeit drei gesunde Knaben geschenkt: Caspar 1814, Jakob 1815 und Theodor 1818.

Der junge Kaufmann

Als junger Textilkaufmann wird er kurz nach der Heirat vom Zollikoferschen Handelshaus mit Auftrögen nach Lyon und Paris geschickt. ( 1814 - 1817 ) Es ist die Zeit in der in Lyon die letzten Anhänger von Napoleon niedergekämpft werden und sich in Paris die neuen Machthaber um die neue Ordnung Europas kümmern. Jakob Laurenz versucht in diesen hektischen, unruhigen Jahren und wirtschaftlich schwierigen Zeiten seine Aufträge zu erfüllen und wird dabei gezwungen zwischen Lyon und Paris hin und her zu reisen. Es ist schwierig in Paris ein Bett zu finden und noch schwieriger den Kunden einen Kaufvertrag abzuringen. Um seinen geschäftlichen Misserfolg zu kaschieren verschönert er seine Buchhaltung und kehrt als reumütiger, geschlagener Mann nach St.Gallen zurück. In den Briefen, die er an seine Frau aus Lyon und Paris schreibt werden seine vergeblichen Mühen ums Geschäft und seine Verzweiflung über den Misserfolg eindrücklich geschildert. ---> Briefe

Der Künstler und Lithograph Jakob Laurenz Gsell

Als Kaufmann erfolglos und ohne Vertrauen an seine Fähigkeiten wendet sich Jakob Laurenz der Malerei zu. Im Oktober 1825 feiert der wissenschaftliche Verein St.Gallens das 10 jährige Jubiläum. Dabei werden die Kunstwerke der Mitglieder ausgestellt. Von den insgesammt 15 Oelbilder stammen 7 von Jakob Laurenz. An dieser Austellung sind auch die ersten Steindrucke zu sehen: Verschiedene Proben aus den Offizien von J.L.Gsell. Bildniss von G.J.Zollikofer, Prediger, von ebend. Zwei Abbildungen aus Zollikofers Alpenflora, von ebend. Antiker Kopf von E.Dardier. ( Schwager von J.L.Gsell ).

Die lithographische Kunst und das lithographische Handwerk wird zum Beruf für Jakob Laurenz. Im St.Galler Jahrbuch ist zu lesen:

"Im Jahr 1823 fing dann Herr J. L. Gsell, früher Kaufmann, und blosser Dilettant, sich in diesem Fache zu versuchen an und lieferte seit mehreren Jahren nicht bloss sehr viele Kleinigkeiten, wie sie ein Ort, wie St.Gallen ist, etwa fordern mag, sondern bisweilen auch eigentliche Kunstblätter aus verschiedenen Fächern und zu verschiedenen grössern und kleinern Werken; auch ein gelungenes Heft von Blumenbouquets".

Ueber die Pionierarbeit und das künstlerischen Schaffen in dieser neuen Technik wird auf einer eigenen Seite berichtet.

Der Lebemann Jakob Laurenz

1843 zieht die Familie aus der kalten windigen Wohnung im Haus neben der „Wahrheit“ am Gallusplatz in eine sonnige Wohnung im Scherrer’schen Haus ( heute Rorschacherstrasse 25) ausserhalb der Stadtmauern.

Nach diesen kaufmännischen und gewerblichen Misserfolgen zieht sich Jakob Gsell in sein Künstleratelier im Klosterhof zurück, nimmt aber aktiv am Kunstgeschehen in St.Gallen teil und leitet den Kunstverein. Die Familie wird von der Mutter Susanne tatkräftig unterstützt. Sie ist es, die mithilft Geld zu verdienen und den Kontakt und das Wohlergehen der 3 Söhne vorantreibt, wie aus den vielen Briefen, die in ihren Händen zusammen laufen, ersichtlich. Die „Biographie“ der Familie Gsell-Schobinger wird durch die Mutter Susanne bestimmt.

Alter und Ehrung

Jakob Laurenz erlebt den erfolgreichen Werdegang seiner 3 Söhne mitfühlend. Als Dank wird Ihm zu Ehren ein Pokal zelebriert und seine Geburtstage werden im Röteli, Haus des Sohnes Jakob, ausgiebig gefeiert.

Er stirbt 1870 in St.Gallen, 84 jährig, ein hohes Alter.