Die Familie Gsell - Fels 1850

Theodor Gsell, 1818 - 1898,

der jüngste der 3 Söhne der Familie Gsell-Schobinger

heiratete 1850

Luise Fels, 1829 - 1887.

Die Familie lebte zuerst in St.Gallen, dann in Nizza und anderswo auf der Suche nach einem geregelten Einkommen und liess sich schliesslich in München nieder. Der Vater hatte sich da den Ruf eines Badearztes und Reiseschriftstellers erarbeitet, die Mutter den einer Schriftstellerin von Romanen und Lebensanweisungen für junge Frauen und Mädchen.

Sie hatten 2 Söhne und eine Tochter.

Wilhelm Jakob *1856    1875, 19 jährig nach Argentinien ausgewandert

Victor Theodor *1862    1888, 26 jährig nach Argentinien ausgewandert

Ida Luise *1867 - 1931, pflegt ihren Vater bis zu seinem Tod, lebte zuletzt auf Capri.

Der Nachlass der Familie bleibt verschollen, vermutlich auf Capri. Beim Metzger. der nach Überlieferungen von Hanni Kläui-Schelling nach dem Tode von Ida das Haben an sich gerissen hat. Es muss doch eine grosse Bibliothek des Europabummlers Theodor gegeben haben.

Otto Gsell schreibt in seiner Familiengeschichte:

Ueber den dritten Sohn Theodor, 1818-1898, der später unter dem Namen Gsell-Fels als Reiseschriftsteller sehr bekannt wurde und der in Meyer's Reisebücher, Leipzig und Wien, den Vorläufern der Baedecker, einen Italienführer herausgab, ein besonderes Buch über Rom und die Campagna, einen über Riviera, Südfrankreich, Korsika, Algerien und Tunis, alle mit vielen Auflagen. In den Briefen seiner Mutter nach Rio wird er oft erwähnt- er selbst schrieb auch nach Rio. Er war Student in Basel, ging aber dann zum Studium nach Berlin, wobei sein Reisejournal (Brief vom 9. Nov. 1893, s.S. 52) berichtet. dass der Bruder Kaspar in Paris mit Geschäften überhäuft und gesucht sei. "Diese Nachricht erfreute es uns von Herzen, da sie uns (den Eltern) endlich die Sorge und Angst für seine Existenz entheben, weiter aber keine übergrosse Liebe zu den Seinigen beweisen, da er jahrelang dahinlebt, ohne Nachricht von sich zu geben und solches von uns zu verlangen."

Von Theodor erfährt man aus den Briefen, dass er mit einem Kehlkopfleiden von Berlin zurückkam und für längere Zeit nun in St. Gallen in Behandlung stand. Die fehlende Stimme machte ihm das Predigen unmöglich, und auch das Examen in Theologie in St. Gallen musste aufgegeben werden. In den Briefen wird stets die Angst vor einer Kehlkopftuberkulose geäussert. Der Onkel, Dr. med. Johannes Gsell-Wegelin, Bezirksarzt und Sanitätsrat in St. Gallen, behandelte ihn über Monate. 1843 suchte er dann Dr. Zellweger in Trogen auf, der eine Behandlung mit Wasser, reiner Luft und Spaziergängen anordnete. Im September 1843 hielt er einen Klimawechsel für notwendig, und zwar solle der Winter 1842/43 in Pisa zugebracht werden. Kurz zuvor war dank finanzieller Unterstützung durch Jakob aus Brasilien ein Aufenthalt in Badenweiler durchgeführt worden. In Pisa kam das Kehlkopfleiden zur Ausheilung. Zurückgekehrt nach St. Gallen, konnte Theodor dann die Stelle eines Staatsarchivars annehmen.

Seine Heirat mit der Tochter des Landammanns des Kantons St. Gallen, Fels, machte erst Schwierigkeiten, da der Landammann einen Ausweis über genügendes Vermögen seines zukünftigen Schwiegersohns forderte. Der treue Jakob aus Brasilien sandte grosszügig die gewünschten F .10'000 an Theodor, so dass dieser im Juli 1850 heiraten konnte. Die Mutter hatte zwar dieses prächtige Mädchen für ihren Sohn Jakob auserkoren, und die Vize-Mutter, Högger, schrieb am 2. Dezember 1847 folgendes: "Von der bewussten Perle möchte ich Dir gerne recht viel schreiben. Allein es ist mir dabei etwas unheimlich zumute, da Du Deine Zurückruf (?) so weit hinauszuschieben scheinst, denn solche allerliebste l8-jährige Dinger sind eben nicht leicht so mir nichts dir nichts festzuhalten. Zwar haben wir bis jetzt noch keinen gefährlichen Nebenbuhler gespürt, doch sind wir beständig in Sorge, ob nicht von Ost oder West einer hergeblasen komme, und dann werde ich vor Aerger aus der Haut fahren. Wenn ich ihr Bildnis malen soll, so würde es ungefähr so ausfallen: Auf einer schlanken Gestalt wiegt sich ein graziöses Köpfchen mit anmutigen Gesichtszügen, die durch ein paar muntere blaue Augen gar nicht entstellt werden. Ihr Benehmen und ihre Unterhaltung ist durchaus ungekünstelt, munter und geistreich. Der Charakter ist fest und klar, doch voll der innigsten Herzensgüte. Jakob hat in einem Brief, der mir aber nicht zur Verfügung stand, angeblich geantwortet. er werde sich seine Frau selber wählen.

Theodor, was nicht mehr in den Briefen steht, gab bald seine Staatsarchivar-Stelle in St. Gallen auf und verliess die Heimatstadt endgültig. Erst ging er nach Berlin, machte dort seinen Dr. med., war an verschiedenen Orten Kurarzt und fand nun seine endgültige Berufung als Schriftsteller. Durch den Regierungsrat des Kantons St. Gallen erhielt er das Recht, sich forthin Gsell-Fels zu nennen. Seine Gattin, Louise, auch unter dieser Bezeichnung, wurde als Schriftstellerin bekannt, und zwar von Frauenromanen, die sehr sentimental uns heute anzumuten scheinen. An einer Ausstellung im Historischen Museum St. Gallen vor einigen Jahren wurde sie als die erste Frau der Ostschweiz gefeiert, die literarisch als Schriftstellerin tätig gewesen ist. Theodor publizierte zuerst im Verlag C. Schmitt, Zürich, ein Buch von 600 Seiten *Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz*. Vor mir liegt die 3. Ausgabe von 1896. Es werden erst wissenschaftlich die klimatischen Verhältnisse der Schweiz und ihre klimatischen Regionen, dann ihre verschiedenen Bäder, die Möglichkeiten der Trinkkur, geschildert, dann die Kurorte der einzelnen Kantone, eine auch heute noch vorzüglich erscheinende Beschreibung. Es folgten dann im gleichen Verlag 3 Bände "Die Bäder und klimatischen Kurorte Deutschlands", 1896 auch schon in 3. Auflage. Diese Auflagen erschienen also auch noch nach dem Tod von Theodor 1898.

Ueber die Wertschätzung der Gsell-Fels'schen Italienführer führe ich ( Otto Gsell) von Dr. W. von Lübcke, Professor der Kunstgeschichte in Stuttgart, aus einem Brief an den Verfasser an: "Sie haben uns somit endlich durch mühevollsten Fleiss gediegene Beherrschung des Stoffes und seltenes praktisches Geschick einen deutschen Führer für Italien gegeben, der kaum noch Wünsche übriglässt." Die Berliner Nationalzeitung schrieb: "Dem Reisebuch von Gsell-Fels merkt man jene Herrschaft über die Sache an, welche durchgängige eigene Anschauung von Land, Volk und Denkmälern gewährt. In erfreulichem Gegensatz zu dem philiströsen Ton, der hier in unseren Reisebüchern gewöhnlich zu finden ist, haben wir ein Werk, das der Höhe unserer Bildung entspricht." (A. Wo1tmann, Prof. der Kunstgeschichte, Prag) Ferner ein Brief an den Herausgeber von Prof. R. Grädichens in Jena: "Ich stehe gar nicht an, insbesondere was Kunst, Wissenschaft und Geschichte anbelangt, Ihr Werk als das weitaus beste deutsche Reisehandbuch für Hesperien zu erklären. Ich kann nicht genug rühmen die treue Vollständigkeit und die staunenswerte Belesenheit, die es oft in einer Zeile, einem Worte bekundet. Dabei ist die Schreibweise frisch und angenehm ... "

Die Münchner Allgemeine Zeitung schrieb: "Zur Empfehlung der Meyer' schen Italienbücher noch etwas sagen zu wollen, dürfte ziemlich überflüssig erscheinen. Wenn irgendjemand namentlich Italien gründlich kennt, so ist es doch der Gsell-Fels ... Prüft man, an welcher Seite man will, so findet man, dass selbst die verstecktesten, entlegensten Kunstwerke dem Verfasser nicht entgangen, die eine angemessene Würdigung erfahren haben." Noch ca. 1965 hat mir der Medizinhistoriker der Universität Lausanne, Prof. Goldschmidt, mit Begeisterung gesagt, dass er nach Italien immer den Cicerone von Jakob Burckhardt und Reisebücher von Gsell-Fels mitnehme.

Eine Vielzahl dieser Reiseführer und illustrierten Landschaftsbücher sind antiquarisch erhältlich. Die Erstauflagen oft zu einem stolzen Preis.