Jakob Laurenz Gsell - Baerlocher, 1860 - 1938
und
Marie Gsell - Bärlocher, 1866-1949
Siehe auch die Familenseite von Jakob und Maria Gsell-Bärlocher
Zum Lebenslauf von Jakob Laurenz, *1860, hat Clara Wild-Gsell, seine Schwester, um ca. 1938, seinem Todesjahr die folgenden Notitzen verfasst.
Der Jakob war der viertjüngste der fröhlichen Schaar und machte nicht viel Lärm. Seiner schlimmen Augen wegen musste für ihn ein anderer Lehrgang gewählt werden, als derjenige der Brüder. Er trat in die Merkantil-Abteilung ein und kam, nach der Confirmation, nach Horn in eine Gärtnerei, anschliessend in die gut geführte landwirtschaftliche Schule "Hochburg" bei Emmendingen, nahe von Freiburg im Breisgau.
In Cilli (Steiermark, heute Celje in Slowenien) und in Budapest versuchte er sich als Müller in Schweizermühlen. Das Richtige aber schien das Molkereiwesen zu sein. Um dieses zu studieren, besuchte er eine solche Schule in Raden (Mecklenburg) und bereiste Dänemark und Süd-Schweden. Heimgekehrt, ein frischer Bursche, konnte er seinem Schwager Victor Fehr in der Karthause eine Molkerei einrichten. Vor den Toren, in dem ehemaligen Gasthaus des Karthäuser-Klosters, gründete er seinen jungen Haushalt mit seiner lieblichen Cousine Marie Baerlocher.
Zwei Kinder, ein Mägdelein und ein Junge, kamen dort auf die Welt, das andere Pärlein in der Rossrüti bei Wil, welche Molkerei Jakob erworben hatte. Die Familie führte ein ungemein harmonisches Dasein. Alles freute sich, dorthin in die Ferien gehen zu dürfen. Mit dem Grösserwerden der Kinder zeigte es sich als richtig und notwendig, nach St. Gallen zu übersiedeln. Jeden Tag fuhr der Vater nach Wil, unentwegt.Seine Pflichttreue und sein Verantwortlichkeits-Gefühl waren vorbildlich. Sein ganzes Wesen voll Originalität, die ihm wohl infolge der Unverbildetheit erhalten blieb, zog die Menschen an. Der Lebensabend war durch Krankheit beschwert, aber seine liebe, geduldige Frau, die Kinder und Enkel brachten Helle in die trüben Tage. Im Herbst 1938 durfte er sanft einschlafen, umgeben von seinen Liebsten.
Musik und Kartenspiel hatten seine gesunden Tage verschönt und sein goldener Humor über allem geleuchtet.
Renate A1twegg-Im Hof 1964
(ergänzt und gestrählt von Meie1i Koe11reuter-Im Hof 1988)
Jakob Laurenz Gse11 (1860-1938)
1964 meinen Kindern erzählt für ihr Ahnenbüchlein
Publiziert im Heft Jakob Laurenz Gsell, 1860-1938, Briefe an seine Mutter III
Der beste und lustigste aller Grossväter. Er liebte uns wie wir ihn, und immer hatte er eine Idee zu einer kleinen Unternehmung mit uns. Da er unten an unserer Strasse wohnte, waren wir viel und zu allen Tageszeiten dort und erlebten seinen Tageslauf mit. Wenn er sich jeden zweiten Tag am Stubentisch rasierte mit umgebundenem weissem Tuch vor einem grossen weissen Becken sitzend. Wenn er die Zigarre schnitt, sich das Deckeli zum Jux auf die Glatze legte wie ein Hütlein und die goldene Etikette einem wie einen Ring an den Finger steckte. Wenn er vom Gang in die Stadt heimkehrte - er spielte an bestimmten Tagen um 1 Uhr Skat mit ein paar Herren im Löchlibad mit dick vollgestopften Taschen. Man erspähte es schon vom Fenster aus: bringt er Marroni zum Zvieri ?!, oder was ? Manchmal waren es Tierli aus dem Erzgebirge für mich zum Spielen, die dann in einer Blechschachtel versorgt und in der Wendulade, einem hohen Schubladenmöbel, aufbewahrt wurden. Ab und zu setzte er sich neben mich an den grossen Esstisch, wo sich das Meiste abspielte, und half spielen. Mit den farbigen Ho1zwürfelchen bauten wir einen Treppenaufbau, die Klötzchen der zweiten Reihe je immer auf die Zwischenräume der unteren, so dass zuletzt oben nur noch eines blieb. Auf jeden Treppenabsatz an den Aussenseiten wurde am Schluss ein Lütli gesetzt, zuoberst ganz gegen meinen Willen ein dummes, dickes, rosarotes mit Hut. Oder er zeigte, wie man aus Papier Schifflein, Schächtelchen und allerlei faltet. So gut, dass ich es jetzt noch kann.
Noch feiner war es, wenn man mitgehen durfte ins Büro. Dort stand, es war ein schmales Zimmer mit nur einem Fenster, sein Sekretär, der viel Wunderbares barg. Man selber versank wohlig bequem und erwartungsvoll einem weichen Lederfauteuil daneben. Nun nahm Grosspapa aus der obersten Schublade eine Blechflöte oder eine Okarina oder ein Mau1örgeli oder die Lotosflöte =ein Holzrohr mit Zug zum Einstellen der Töne - ähnlich wie bei der Maienpfeife - heraus und spielte vor. Er konnte alles - sogar Handorgel spielen, die lag unter einem Tisch versorgt und wurde nur selten hervorgeholt. Am Wundervollsten war es, wenn er auf der Zither spielte, dies aber auf dem Stubentisch: Steirerlieder und Ländler, das Gesicht ganz nah über den Saiten, da er so schlecht sah. Man durfte dann auch selber seine Künste auf den kleinen Instrumenten probieren und wurde instruiert. Oder dann holte er andere Schätze hervor - z.B. seine prachtvolle Münzensammlung. Zum Abschluss der Visite bekam man einen Mocken Malzzucker.
Grosspapa war sehr musikalisch, wir sangen viel zusammen, zwei-, drei-, vierstimmig, wer halt grad da war, so selbstverständlich wie etwas, und es war klar, dass ich mit vier Jahren auch die zweite Stimme sang. Er stimmte an mit Itut-sol-mi lt , wobei ut das heutige do war, und hatte fas t das abso1 ute Gehör. Lei der konnte Grossmama nicht so gut singen, darur kannte sie alle Strophen, eine prima Ergänzung zu ihm, der keine konnte. Er sang früher auch viel mit seinen Brüdem Quartett. wenn er nur von weitem einen Ton von Blechmusik hörte, so brach man sofort auf und eilte durch die Strassen hin und her in der Richtung der Töne, bis man sie gefunden hatte. Im Zeugnis schaute er immer nur die Singnote an und noch die Tumnote, das andere war ihm gleichgültig - prima für mich - und man erhielt seinen Franken. Einen Franken gab's auch oft, wenn Grossmama mit uns in die Stadt ging. Dann durfte man sich im Scheggen etwas kaufen. Oder immer vor dem Jahrmarkt. Das letzte mal noch ein paar Tage vor seinem Tod. Wir waren dort zum Schwarzkaffee am Sonntag wie immer. Grosspapa lag schon schwer krank im Bett; aber er rief uns alle fünf St. Gallerenkel zu sich und gab uns einen Fünflieber zum "Verputzen" am Jahrmarkt.
Wenn Grosspapa schrieb, was selten passierte, so musste er es mit den Augen direkt über dem Papier tun - in einer zierlichen Schrift. Er sah so schlecht, dass es nicht leicht war, für ihn einen Beruf zu finden. Er sah nicht an die Wandtafel. Im Röthe1i machte man aber keine ItGschicht lt daraus. Erst als er schon ziemlich gross war, ging man zu einem Augenarzt nach Zürich. Dieser stellte 30 Dioptrienfest, das sei ihm noch nie vorgekommen, er konnte keine genügendeBrille verschreiben, nur eine mit zwei G1äsem übereinander. Man1iess ihn erst gärtnem und landwi rtschaft lernen. Dann wurde erzu seinem Onkel Adolf lutz geschickt in die Mühle nach Cil1i, umdas Müllerhandwerk zu lernen. Dorther kannte er die steirischenlieder, die er später mit uns sang. Sch1iesslich lemte er in Meck1enburgden Molkereibetrieb, besonders das in der Schweiz nochni cht bekannte Zentri fugenbuttem. Das war das Ri chti ge. In der Karthause bei seinem Schwager Fehr ri chtete er eine Zentri fugenbuttereiein. 1887 hei ratete er seine Fami lienfestbase Marie1 i Bärlocher.Schon 1889 aber zog er wieder aus der Karthause aus mitseiner Frau und den bei den ersten Kindern Ebeth und Jac, da plötzlichVictor Fehr die jetzt gut gehende Molkerei selber übemehmenwollte. Seine E1tem kauften ihm eine eigene .Mo1kerei in Rossrüti bei Wil. Dort wuchsen die vier Kinder Ebeth, Jac, Ruedi und Friedi (Momama) ländlich und glücklich auf. Als aber nach der Primarschule Als aber nach der Primarschule die drei grosseren Kinder nach St. Gallen zur Schule gehen mussten, zogen sie um nach St. Gallen an die Tannenstrasse 13. Grosspapa reiste nun hin und her anstatt die Kinder. Auch für Grossmama war das viel besser, in der Stadt hatte sie alle ihre Verwandten und Freundinnen. In Rossrüti verwaltete Herr Zaugg die Molkerei, später verkaufte sie ihm Grosspapa. Der Gsellenbutter war sehr beliebt und bekannt, da er mit dem neuen Verfahren besser und vor allem frischer schmeckte.
Grosspapa hatte ein heiteres Gemüt. Er konnte es gut mit Menschen aus den verschiedensten Milieus; aber am glücklichsten war er in der Familie. Dort empfand er Fremde als Störung, war unbeholfen bis unhöflich oder direkt unmöglich. So konnte er bei einem "besseren" Besuch einfach am Tisch sitzen bleiben und sein Mostbröckli schnetzeln. Anderseits konnte er auf unerwartete Weise Situationen retten. Man sass am Esstisch und redete über die Magd im Moment, wie diese mit dem nächsten Gang in die Stube kam. - Stille. Dann Grosspapa: " ••• und do isch de Pobscht zschpot uf de Zug cho~ " (wird in der Familie bei entsprechenden Gelegenheiten weiterverwendet). Grosspapa war oft voller Lumpereien und steckte uns natürlich an. Einmal, als ich ihm aus Uebermut etwas Freches sagte, drohte er mir. Ich aber: "Je Grossbäppeli, vor Der han i denn scho gär kei Angst ... " und flugs fort gerannt - er hinter mir drein mit dem Wasserkrug vom Buffet in der Hand. Eine wilde Jagd war das durch die ganze Wohnung, sie endete für mich im Badezimmer, wo ich mich einschloss. An die Ursache erinnere ich mich nicht mehr, aber an die Flucht und die Spannung: und jetzt? im Badezimmer. Grundlos, einfach aus Lust machte er plötzlich Faxen. Auf dem Trottoir spazierend hielt er Stock oder Schi rm über die Schulter, hängte oben seinen Hut darauf und tänzelte so davon. Höhepunkt war, wenn er zur Musik vom Oergeli mit Grossmama schottisch tanzte und Polka rund um den Esstisch herum. Oder wenn er das Fähnli machte, eine Art Kopfstand auf der Stuhllehne, begleitet von Grossmamas Angst- und unseren Glücksschreien.
Zur Zeit des Abstimmungskampfes über das Alkoholgesetz anfangs Dreissigerjahre (dass in den Wirtshäusem bis 11 Uhr kein Schnaps verkauft werden darf), stand er eines Morgens um 9 Uhr plötzlich da in unserem Garten, setzte sich an den Tisch auf dem Kiesplatz und bestellte bei Mama einen Frühschoppen. Ob er denn gegen das neue Gesetz war? Behüte !
Bei aller Lustigkeit war er aber sehr besorgt, ja ängstlich für seine Familienglieder. So mussten wir Kinder, wenn wir abends in der Dämmerung allein heimgingen (nur auf dem gleichen Trottoir fünf Minuten weit), zuhause telephonieren, dass wir gut angekommen~ Das Essen bei den Grosseltern war immer fein und vergnügt. Zum Zmorgen gab es zu seltenen Gelegenheiten, zu denen sich oft Grund fand, Honig aus der Karthause, der stocksteif war und der beste, den ich je gegessen oder ein Zigerstöckli. - Den Salat machte Grosspapa selber an am Tisch, es stand darum immer ein Oel- und Essiggeschirr vor
ihm und Pfeffer und Salz. An Festtagen gab es prachtvoll zu essen: Schweinsfuss oder Braten, bei uns gab es nie Braten, an Ostern eine Wittlisbachertorte mit Angelique auf dem Guss und einem Nougathasen, dem Grosspapa jeweils feierlich mit einem Messer den Kopf abschlug. Im Winter gab er uns manchmal einen enorm grossen Apfel mit, den wir beim Beck Bättig mit Weissbrotteig überziehen und backen lassen durften. Bei nur kleinen Besüchlein bekam man ein "Möckli" (eine Art Makrönli mit Anis), von denen es il11ller und sicher einen Vorrat in der Gutslibüchse hatte.
Grosspapa galt auch bei den Alten viel, und seine Brüder, die fast alle studiert hatten, holten bei ihm Rat. Da er nicht viel lesen konnte, wusste er die Dinge auf eine andere Art, indem er härte und spürte und selber dachte. Diese selbständigen, erfahrenen Urteile schätzten sie wohl an ihm. Er interessierte sich auch für Leute aus dem Autobus. Er beschrieb sie, und dann musste man1s stantepede wissen, wer es sei. Wenn es aber keiner wusste, so war es tagelang aufregend, bis jemand den Namen gefunden hatte. Aber ganz besonders interessierte ihn die Natur: die Landwirtschaft, Blumen, Rosen besonders, deren Duft er unterschied, Vögel, deren Stimmen er kannte, das Wetter, die Jahreszeiten. Wenn im Februar die erste Amsel sang, kam er glücklich, es mitzuteilen. Er notierte das Datum in seinem Büchlein mit dem schwarzen Wachstuchdeckel. Tagebuch hiess es nicht. Grosspapa war stark visuell veranlagt. Es ist erstaunlich, was er sah und in si ch aufnehmen konnte trotz sei ner schwachen Augen.
Publiziert in Jakob Laurenz Gsell, 1860-1938, Briefe and seine Mutter III
Marie Auguste Gsell-Bärlocher (1866-1949)
Grossmamas Temperament war ein ganz anderes. Lieblich, feinsinnig und ruhiger Art, eher zaghaft in praktischen Dingen - vorab im Haushalt - war sie so ziemlich das Gegenteil von Grosspapa. Wunderbar, dass das Paar trotzdem so einträchtig-liebend bis ins hohe Alter sich verstand. Jedes liess das andere, es bewundernd, gewähren. Grossmama wuchs sehr glücklich auf als ältestes von sieben Kindern, sie schrieb selber darüber in ihren Erinnerungen an den Schäflisberg.
Einen Beruf hat sie nicht gelernt. Damals war das noch nicht üblich. Nach der Konfirmation wurde sie ein Jahr nach Frankfurt geschickt in eine Pension. Französisch lernte sie dort! Wieder in St. Gallen bekam sie Malstunden und tat so allerlei; aber in die Wissenschaft Haushalt wurde sie kaum eingeführt. So kam es, dass sie - zu unserem Kopfschütteln - lieber abwusch als kochte, weil da weniger passieren konnte. Wobei sie aber beides nicht musste, da sie immer eine Magd hatte. Es hing also deshalb auch ziemlich von dieser ab, wie man ass. Wir fanden es immer gut und bewunderten das Reich der Seline oder Marie in der Küche, wo wir oft stundenlang sassen. Abends gab es fast immer Rösti, kalte Wurst und roten Lindenblütentee. Hingegen übertrafen Grossmamas braune und weisse Kräpfli an Weihnachten weit die von uns und anderen Leuten. Grossmama nähte und hatte Schützlinge, denen sie selbstgemachte Schürzen und Nachthemden brachte und half in Kommissionen. Aber vor allem: sie las. Da sie eine Magd hatte auch mitten am Tag. Ihre vier Kinder genossen, vorallem in Rossrüti, grosse Freiheit. Wohl fragten sie ihre Mama um Erlaubnis zu ihren Unternehmungen .. Meist versunken in ein Buch, sagte sie jeweils gedankenverloren ja, ohne recht zu realisieren, um was es ging.
Grossmama war literarisch/historisch sehr gebildet. Sie las die Zeitung und nahm teil am Zeitgeschehen. Mit 50 Jahren lernte sie noch italienisch, da sie für Italien und seine Geschichte schwärmte. Aber Rom, von dem sie so viel wusste, das ihre Sehnsucht war, sah sie nie. Grosspapa fuhr mit ihr in die Alpen in die Ferien, oft nach Passugg zur Kur für sein Gallenleiden, und unternahm meiner Erinnerung nach nur einmal eine Reise ins Ausland, nämlich nach München. Die Heimkehr aus den Ferien gestaltete sich immer sehr feierlich. Damals bekamen wir alle fünf einen kleinen Bierhumpen, ich einen mit Deckel und den Hofbräumönch, der mittels eines Uhrwerks sich dreht und ein Hümplein zum Mund führt. Grosspapa brachte sich selber, oder wir brachten, wenn wir die Heimkehrer waren, ein Schnapsgläsli mit Bild des Ferienortes mit für seine Sammlung; denn auch dann wurde das Ereignis festlich begangen. Wir kehrten stets, bevor wir nachhause gingen, an der Tannenstrasse ein, wo wir liebevoll erwartet wurden zum Nachtessen und zum Erzählen. Grossmama verfolgte mit Interesse unsere geistige Entwicklung. Jedesmal war sie mit Mama da am "Examen", der in Sonntagskleidern durchlittenen öffentlichen letzten Stunde des Schuljahres, wo man das Zeugnis erhielt, und lud uns nachher zu Türtli und Schokolademilch ein mitten am Morgen oder wann es gerade war. Sie kehrte auch spontan mit uns ein, wenn wir sie unerwartet in der Stadt antrafen. War man an der Tannenstrasse in den "Ferien", resp. zum Hüten abgegeben, während Eltern und etwa auch Geschwister in den Ferien waren, sorgte Grossmama rührend und plante vorher schon allerlei Unternehmungen.
Immer war ein Arbetli bereit, einmal Ausschneidebogen für ein ganzes Papierstädtli oder Malbüchlein. Grossmama hatte sehr vornehme Stabilofarbstifte in schwarzem Etui und eine bewunderte Malschachtel, die ich dann brauchen durfte.* Auch die Weihnachtsärbetli für Mama machte ich selbstverständlich dort, ein Stickblättli, später ein gesticktes Handtuch mit Störchen. Oder sie machte mit mir Ausgänge in der Stadt, schon wegen Grosspapas Franken und dem Scheggen. Ueberhaupt hatte man schon reichlich genug zu tun mit den feinen Spielsachen. Die Puppenstube mit Remise fürs rote Rosswägeli, das jetzt David gehört. Der Stoffladen (ein richtiger Marktstand mit Stoffballen), die Einsteckblumenkarten, die Papierbäbeli von Mama (worunter die sämtlichen Glieder der kaiserlichen Familie und vor allem Emmi und Riceo (der so hiess nach Rieco und Stineli,
* Fussnote Meieli 1988: Mit diesen Utensilien Konnte man Grossmama malend auf einem Feldsesseli sitzend antreffen am Strassenrand. Und ich war sehr stolz, eine solche Grossmutter zu haben.
den Helden von Mamas Lieblingsbuch "Heimatlos" von Johanna Spyri, Mamas Bäbi, dazu das Bettli mit der Züche, das jetzt Tante Meieli hat, und der wundervollen Garderobe. Geliebte Bilderbücher, vorab "Der alte Fritz" und "Königin Luise", dann "König Nussknacker und der arme Reinhold", ein dummlustiges von Lothar Meggendorfer und das vom Büblein mit dem Osterlamm und dem Mohrenknaben mit der Schildkröte. Und Grossmama spielte unermüdlich Wolf und Schaf, Halma, Tric-Trac mit mir. Oder ich sass einfach am Nähtischchen und bewunderte das bestickte Nähkissen mit den farbigen Glufen, meine Mama hatte nur gewöhnliche, und steckte Müsterchen mit ihnen. Das war auch der Platz, wo man den Vögeln zusah, die im Winter von Grosspapa sorgfaltig gefüttert wurden, wo man mit ihm erregt war über die frechen Grünfinken und glücklich reglos, wenn ein Dompfaff sich niederliess auf das vor dem Fenster angebrachte Futterstänglein. Oder ich spielte im Garten unter Büschen Käuferlis mit Steinen und Kräutern. Oder Grossmama machte mit mir Spaziergänge auf Peter und Paul oder im Herbst auf Wiesenwegen an Obstbäumen vorbei,wo wir uns beide gleich freuten an besonders schönen gelb und rot gepunkteten Blättern, die wir sammelten und heimnahmen. Grossmamas Schreibtisch stand im Erker. Die Pfauenfeder, der Markuslöwe und Tante Ebeths vergoldetes erstes Schühlein darauf wurde sehr von mir bestaunt. Hier hat sie wohl auch ihre Gedichte geschrieben, die sich ihr mühelos formten bei Erlebnissen, aber auch zu jedem Familienereignis - eine Gabe, die manche vor ihr und nach ihr in der Familie besassen und besitzen (ihre beiden Eltern, ihr Sohn Jac, Mama, Ueli, Meieli, Hanneli). Viele Aufführungen hat sie gedichtet, sogar eine für mich zum Abschied von meiner geliebten Lehrerin Mareli Kunz nach der dritten Klasse.
Grossmama war sehr familienbewandert. Sie wusste alles und sammelte die alten Papiere, die wir jetzt hüten und lebte sehr in der Vergangenheit mit den Annen. Sie hat Ueli zu seinem Ahnenbüchlein verholfen. Der Historiker in ihm lag ihr sehr, und die beiden haben sich jeweils köstlich unterhalten, sie mmer ebenso auf der Höhe wie er. Mir hat sie einmal Nachhilfestunden in "Graubünden" gegeben, als man feststellte, dass ich in dieser Materie "schwamm", und es doch der von uns allen geliebte Kanton war. Mit reichem Bildmaterial führte sie mich ein in seine Geheimnisse. Wahrscheinlich hat sie mich animiert, Schweizer Landschaftsbilder zu sammeln.
Jeden .Freitag war man zum Zvieri bei Grossrnama zum sogenannten Fritig, einem Basentee . Es kamen Tante Irnmi (ihre Schwester und Mutter von Otto Gsell), Tante Ebeth, später Klara Gsell und wer grad etwa in St. Gallen zu Besuch war und selbstverständlich Mama und wir Kinder. Man wurde im Winter wie im Sommer mit heisser Milch, weissem Butterbrot und viel von Grossmama eigenhändig eingekochter Konfitüre traktiert. Später schwatzten die Frauen und wir spielten. Ich oft mit Fritz Schelling mit dem Baukasten, er konnte prachtvoll bauen. Oder er fuhr mit mir auf den Mond mittels ausgehängtem Nähmaschinenrad als Motor. Wenn die grossen Geschwister Zeit hatten, spielten wir Scharade vor den Damen. Beim Heimgehen durfte jedes ein Bombo nehmen aus der Bombotrucke.
Sehr fein und festlich wurden die beiden Geburtstage gefeiert, am 7. Januar Grosspapas, am 13.Februar Grossmamas. Zum Mittagessen waren Kinder und Enkel eingeladen und zum Schwarzkaffee alle Geschwister, die Gsellenönkel Julius, Otto, Hermann, Walter (einer würdiger und markanter als der andere), Tante Klara Wild (unsere Lieblingstante), Tante Immi, Onkel Ruedi David mit Frau Helen (der so alt war wie Grosspapa und als kleiner Bub als Waise ins Rötheli kam das Kind eines Freundes und Geschäftspartners - und wie ein Bruder aufwuchs mit den Gsellenkindem), und von der unteren Generation wer gerade da war. Wir mussten den Kaffee servieren und dazu Schnaps anbieten. Eine beklemmend schwierige Aufgabe, denn erstens musste man den Schnaps - man denke Cointreau - und zweitens den Namen des Onkels richtig sagen. Ich übte jeweils vorher das Sätzlein im Stillen, z.B.: "Onkel Julius, mächtesch Du gern Conjak oder Kirsch oder Cuäntro?" Dann aber erholten wir uns bei Torte oder den schön buntglänzend eingepackten Napolitains. Zu Grossmamas Geburtstag gab es immer Gehrli = Fasnachtsküchlein, selbstgebackenen, in einer Wäschezaine bereitliegende mit geschlagenem Rahm. Dazu gehörte der Duft von Grossmamas am Fenster selber gezogenen Hyazinthen. Vor dem Essen aber arrangierte Mama oft eine kleine Aufführung: Ein Tänzlein von Meieli und mir zu einem Mozartdivertimento. Oder wir sangen als Tiroler verkleidet mit grünen Hüten und Stutzen Steirerlieder. Ich war ein Bub und musste mit den Fingem klepfen zu "Jo Si Bueberl von steirischen Laande ... ", was ich trotz vorherigen Uebens sehr beschränkt konnte und mit den Händen auf die Knie schlagen. Grossartige Aufführungen gab es bei den runden Geburtstagen.
An Grosspapas 70. sassen wir alle unter einem Tisch, unter Mamas weiten Gewändem verborgen wartend, bis wir von ihr, dem Frohsinn, an einem Band
hervorgezogen wurden und dann vor Grosspapa treten mussten mit einem Vers, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen darstellend. Fritz ein herrlicher brauner Tabak, Hanneli eine Herzdame, Meieli die Musik, Ueli ein Münzenherold, Silvia eine Rose und ich - vierjährig - hielt ein Sträusslein und war ein Enkel. Zu Grossmamas 70. brachten wir ihr jedes das Haus eines ihrer Ahnen, so gekleidet wie dessen Bewohner mit einem von seinem gsellischen Elternteil gedichteten Vers. Auch Silvia, Daniela und Christel Gsell waren dabei. Glanzvoll und das letzte Fest war die goldene Hochzeit, wo die Grosseltern mit Reichsapfel, Szepter und Krone ausgerüstet wurden. Daniela und Christel erschienen winzig in gold- und silbemschimmemden Gewändem. Ich war das Wandem in kurzem blauen Kittel mit Gurt, Sandalen und Stab. Wir bekamen schulfrei und der zweite Teil des Festes wurde sogar in der Sonne Rotmonten gefeiert mit einem ganzen Saal voll von Tanten, Onkels, Vettem und Basen. Damals waren Feste noch fein ! Sogar Weihnachten, vor allem Weihnachten. So schön wurde nie mehr gesungen wie damals vor dem Christbaum stehend, vielstimmig so wie es einem in den Sinn kam und doch harmonisch aufeinander eingehend, zuunterst die feste, schöne Stimme von Grosspapa. Grossmama allein sass beim Christbaum und sagte, wenn die Tone verklungen, mit ihrer lieben, dünnen Stimme: "So und jetzt sind alli herzlich willkomme", was einer Aufforderung gleichkam, die Geschenke anzuschauen. Sie waren auf langen Tischen oder Bänken gerüstet, bis zu diesem Augenblick aber noch mit weissen Tüchern zugedeckt. Wir Enkel bekamen bis wir 12 Jahr alt waren Jahr für Jahr von Grossmama gestrickte lange Strümpfe,gefüllt mit vielen feinen Sachen: Gummi, Spitzer, Heftli, schönen Sächeli, Erzgebirgigem*. Am Christbaum gab es Engel aus Wachs mit richtigen Haaren. Die kleinen Kinder bekamen dann im Gang an einem Tischlein serviert Achterl; (kleine Bratwürstli, die etwa doppelt so lang sind wie die Gmüeswürstli =Luganerli) und Apfelmus. Die Grossen - ab 4. Klasse war man gross - assen festlich mit Sulz in Krebsform zu Beginn und den mit Mandarinen, Weinbeeren, Datteln, Malagatrauben und Schalenmandeln gefüllten dreistöckigen Geschirrtürmen und Gutsli zum Abschluss. Später wurde ein von Misterioso (in Wirklichkeit Grossmama) vorbereitetes Schreibspiel gespielt, das man zuerst, aufgefordert durch einen mysteriösen von Misterioso hinterlassenen Zettel oder Telephonanruf (Otto Gsell), suchen musste. Die kleinen Kinder waren längst zu Bett gebracht im Stübli oder Gastzimmer. Lieber im Stübli; aber da hatte nur ein Kinderbettli Platz. Das Gastzimmer war gross und weit weg von der Wärme des Zentrums. Und da hingen böse Bilder. Ein Stich von Tells Apfelschuss war noch an der Grenze, direkt über dem Bett ganz nah aber eine verzweifelte junge Frau mit Kindern in einem Meeressturm um Hilfe schreiend an einem Felsen. So hat sich ein gut Teil meiner Kindheit bei den Grosseltern abgespielt, sie wohnten ja ganz nah und waren uns so zugetan und gänzlich ungefährlich, dass man sich völlig geborgen fühlte bei ihnen.
Mit Grosspapas Tod war diese schönste Zeit beendet. Für mich viel zu früh, ich war erst 12 Jahre alt und sehr traurig. Grossmama lebte noch ein paar Jahre an der Tannenstrasse und äusserlich ging eigentlich alles weiter, bis sie dann zu Tante Ebeth zog für die letzten Jahre.
Renate
• Fussnote Meieli 1988: Eau de Cologne aus dem Bahnhofautomat.
Zum Lebenslauf von Jakob Laurenz, *1860, hat Clara Wild-Gsell, seine Schwester, um ca. 1938, seinem Todesjahr die folgenden Notitzen verfasst.
Der Jakob war der viertjüngste der fröhlichen Schaar und machte nicht viel Lärm. Seiner schlimmen Augen wegen musste für ihn ein anderer Lehrgang gewählt werden, als derjenige der Brüder. Er trat in die Merkantil-Abteilung ein und kam, nach der Confirmation, nach Horn in eine Gärtnerei, anschliessend in die gut geführte landwirtschaftliche Schule "Hochburg" bei Emmendingen, nahe von Freiburg im Breisgau.
In Cilli (Steiermark, heute Celje in Slowenien) und in Budapest versuchte er sich als Müller in Schweizermühlen. Das Richtige aber schien das Molkereiwesen zu sein. Um dieses zu studieren, besuchte er eine solche Schule in Raden (Mecklenburg) und bereiste Dänemark und Süd-Schweden. Heimgekehrt, ein frischer Bursche, konnte er seinem Schwager Victor Fehr in der Karthause eine Molkerei einrichten. Vor den Toren, in dem ehemaligen Gasthaus des Karthäuser-Klosters, gründete er seinen jungen Haushalt mit seiner lieblichen Cousine Marie Baerlocher.
Zwei Kinder, ein Mägdelein und ein Junge, kamen dort auf die Welt, das andere Pärlein in der Rossrüti bei Wil, welche Molkerei Jakob erworben hatte. Die Familie führte ein ungemein harmonisches Dasein. Alles freute sich, dorthin in die Ferien gehen zu dürfen. Mit dem Grösserwerden der Kinder zeigte es sich als richtig und notwendig, nach St. Gallen zu übersiedeln. Jeden Tag fuhr der Vater nach Wil, unentwegt.Seine Pflichttreue und sein Verantwortlichkeits-Gefühl waren vorbildlich. Sein ganzes Wesen voll Originalität, die ihm wohl infolge der Unverbildetheit erhalten blieb, zog die Menschen an. Der Lebensabend war durch Krankheit beschwert, aber seine liebe, geduldige Frau, die Kinder und Enkel brachten Helle in die trüben Tage. Im Herbst 1938 durfte er sanft einschlafen, umgeben von seinen Liebsten.
Musik und Kartenspiel hatten seine gesunden Tage verschönt und sein goldener Humor über allem geleuchtet.
--> Manuskript der 38 Briefe, die Jakob in Cilli schrieb
Im Oktober 1879 reist Jakob Laurenz zusamen mit seiner Schwester Marie in 8 Tagen über München nach Cilli, dem heutigen n der Steiermark, heute zu Kroatien gehörend. In der Getreide Mühle (Kunstmühle hiess es dazumal) Cilli, geführt von seinem Onkel Conrad Adolf Lutz-Bühler, 1842-1922, soll er die Getreideverarbeitung kennenlernen, als Arbeiter und Lehrling. --> Link zur Familienseite Lutz
Marie reist im November zurück nach St.Gallen, während Jakob seine Lehreantritt, die zuerst auf 3 Jahre angesetzt ist aber bald einmal auf 2 Jahre beschränkt wird, da nicht allzuviel zu erlernen ist. Die Arbeit ist hart in der Getreidesaison aber langweilig in den andern Zeiten. Die nahe Kleinstadt Cilli wird erkundet und bald einmal nimmt Jakob am kulturellen Geschehen teil: Konzerte, Theater, Bälle, Casino. Vom Kirchgang ist nicht die Rede. Die Zeitschrift Deutsche Wacht, erschienen 1883 - 1919 gibt das Geschehen in Cilli wieder.Wolf der Gründr der deutschen Radikalen Partei und härtester Verfechter des Deutschtums ist dort Redaktor. In Jakobs Briefen sit aber noch "Heile Welt".
Nur allmählich ergibt sich der Kontakt zum Onkel, gefördert von der gleichaltrigen Tochter Anna Lutz und Cousine von Jakob.
Jakob erkundet die Umgebung in vielen Spaziergängen und Wanderungen. Im Winter ist das Schlittschuhlaufen die grosse Attraktion. Tages und Mehrtagesausflüge - in den Briefen interessant beschrieben - werden nach Triest, Lublijana, der Landwirtschaftsausstellung in Graz und nach Zagreb/Agram unternommen.
Am Ende des Aufenthaltes hatte sich die Beziehung zur Familie Lutz intensiviert. Jakob wird vom Onkel nun doch öfters zu Theater und Konzert nach Cilli eingeladen und er wird ins Casino eingeführt. Beim Besuch des Vetters Franz Joseph Anton Naeff, 1832-1891 mit seiner 2. Frau, Caroline Schulze, 1848-1932 ist Jakob beim Festessen dabei.
Auch Weihnachten und Neujahr feiert er mit der Lutz Familie und Jakob wird Götti von Else Lutz, 1880-1933, 3tes Kind von Aolf Lutz-Bühler
Die Mutter und Bruder Otto besuchen Jakob im juli/August 1881 in Cilli und reisen mit ihm zum nächsten Ort der Ausbildung in Budapest.
Briefe von Jakob Laurenz aus Cilli in der Steiermark, Oktober 1979 bis Juli 1881
12 Briefe von Jakob an seine Mutter in St.Gallen, geschrieben zwischen August 1881 und Januar 1882 wurden transkribiert und sind
--> hier als pdf-Dokument zu finden
Briefe von Jakob Laurenz aus Budapest, August 1881 bis Januar 1882
Im Juli 1881 reist Jakob von Cilli ab nach Budapest. Seine Mutter in Begleitung des jüngsten Bruders Otto sind nach Cilli gefahren und reisen mit ihm nach Pest, wo Jakob sich in der Ofen-Pester-Dampfmühle weiter in der Getreideverarbeitung ausbilden soll. Sein Vetter Franz Joseph Anton Naeff, Kaufmann und Frau Johanna, die zu dieser Zeit in Budapest wohnen werden oft besucht. Die Mühle wird von einem Schweizer, Herr Lang geführt. Weitere 4 Schweizer arbeiten in der Mühle. Die Arbeit ist eintönig und streng, die Arbeitsbedingungen sind primitiv. Sein Zimmer hat er bei einer jüdischen Familie Haus im 3ten Stock eines Beamtenhauses der Westbahn, 600 Schritt von der Mühle entfernt. Die Feste über Weihnachten und Neujahr feiert er mit der Vetter Familie. Jakob ist der Unterhalter mit seinem Zitterspiel. Es gibt viele Geschenke aus St.Gallen. Nebenbei: In dieser Mühle war Julius Maggi 1876 stellvertretender Direktor.
Ende Januar fährt Jakob über Wien, wo er Onkel Theodor Gsell und seine Frau Louise besuchen wird, nach St.Gallen zurück.
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Jakob Laurenz ist für 5 1/2 Monate Schüler der landwirtschaftlichen Schule Raden, nahe Lalendorf in den Meklenburgischen Seeplatten. Hier hat Graf Schlieffen eine landwirtschaftliche Schule eingerichte in der Professor Fleischmann unterrichtet, mehr theoretisch als praktisch, wie Jakob berichtet.
Jakob ist über Berlin - Besuch bei Onkel Viktor oder Cousin Viktor Gsell-Fels ? - im Februar 1883 nach Raden gereist. Dort will er die neuesten Techniken der Milchverarbeitung erlernen - das Zentrifugieren insbesondere - das Herstellen diverser Käsesorten, von denen er seine Muster nach St.Gallen schickt. Er besucht die Grossbesitzergüter in der Umgebung in Stavenhagen, Neubrandenburg, Ivenak und reist - kulturell interessiert - nach Rostock, Neubrandenburg und Warnemünde. In Stavenangen besucht er das Geburtshaus von --> Fritz Reuter einer der bedeutensten Dichter und Schriftsteller in der Niederdeutschen Sprache. Das ritterschaftliche Hauptgut Ivenack findet Jakobs Bewunderung. --> Einzelheiten finden sich hier
Daniela Schlettwein-Gsell hat Raden 1987 besucht und hält ihre Eindrücke im Vorwort zu den Briefen aus Raden fest.
In der Karthause Ittingen, TG im . Darnach zur Augenkur im Hottingerhof bei Zürich.
Zurückgekehrt von Budapest finden wir Jakob Laurenz im Juli 1882 bis zum Oktober 1882 im Thurgau auf dem Bauerngut, das der Kartause Ittingen angegliedert ist. Er ist mit allen Belangen der Landwirtschaft beschäftigt: Reben-, Acker-, Gemüse- und Obstbau, Viehzucht, Forst- und Holzbau.
Gutsherr auf der Kartause ist der Schwager Ernst Viktor Fehr *1846. Er hat am 25. Juli 1882, alsi im selben Sommer, Jakobs Schwester Anne Marie Gsell *1856 geheiratet. Der Vater Fehr, Kaufmann in St.Gallen, hatte für seinen Sohn im Herbst 1867 für 308'000 Franken die Kartause Ittingen und 100 ha Wald, Rebland und Ackerfeldern erworben.Die Familie Fehr -Gsell bewohnten die Räume im ersten Obergeschoss des Südflügels des ehemaligen Klosters, die früher dem Prior gedient hatten
Es sind 5 Briefe aus der Kartause transskribiert und zwei Briefe aus der Augenklinik Hottingerhof. Beim berühmten Augenarzt Johann Friedrich Horner suchte Jakob Linderung und Heil für sein Augenleiden und seine Kurzsichtigkeit, die Ihn bei seinem landwirtschaftlichen Beruf schwer behinderte
Die vielen Briefe aus der Kartause Ittingen der verheiraten Jakob Laurenz und Marie Gsell-Bärlocher finden sich auf der Familienseite Gsell-Bärlocher 1
Briefe geschrieben zwischen November 1877 und September 1879 von Jakob Laurenz aus der Landwirtschaftliche Schule nahe der Burgruine Hochburg bei Emmendingen im Badenwürtembergischen Breisgau, siehe Seiten 11 bis 73
Maria Gsell-Baerlocher hat zu ihrem 80. Geburtstag am 13. 2. 1946 das folgende Gedicht verfasst:
"Nun bin ich achtzig Jahre alt,
Vielleicht am End des Weges bald.
Weit schau ich auf den Pfad zurück,
Auf so viel Segen, Freud und Glück.
Er stieg herauf aus lichtrer Zeit;
Nun ist die Welt voll Kampf und Streit
Und abgrundtief verbreitet Leid.
Und das bedrückt wohl jedes Herz
Mitfühlend heiss Leid, Not und Schmerz.
Doch gern blick ich ins Jugendland,
Wo alles sich so lieblich fand.
Und was ich als das Wahrste sah
In Glück und Unglück, fern und nah,
Ist doch des alten Paulus Spruch,
Gefestigt in der Bibel Buch:
"Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe,
diese drei. Aber die Liebe ist die grösste
unter Ihnen."
Und mit dem Wort des alten Ahn,
Als von den Seinen er Abschied nahm,
Möcht ich auch euch den Wahlspruch geben,
Der segnend führe euch durchs Leben:
"Liebet euch untereinander
wie ich euch geliebet habe!"