Die Familie Gsell-Schobinger
Die Familien Geschichte der Gsell beginnt so richtig mit dem Ehepaar
Jakob Laurenz III, *1786 und Susanne Gsell-Schobinger, *1793
(Heirat 1813)
und der Familien ihrer drei Söhne:
- Caspar und Adèle Gsell-Laurent (1859) in Paris und Meudon,
- Laurenz und Wilhelmine Gsell-Lutz (1852) in St.Gallen, im "Röteli" und
- Theodor und Luise Gsell-Fels (1850) in München und Argentinien.
Zur Familie zählen wir auch Susanne Högger, die Busenfreundin von Susanne Gsell und für die 3 Söhne eine "zweite Mutter".
Dokumente und die vielen Briefe zwischen Eltern und Kinder wurden in den Skripten - siehe rechte Spalte - zusammengefasst und sind als pdf-Dokumente abrufbar.
Die Familie Gsell - Schobinger 1813
Die harmonische Familie
Caspar, der älteste Sohn hat dieses harmonische Familienbild gezeichnet. Er ist der Künstler mit Talent. Das Zeichnen geht ihm leicht aus der Hand und in der Darstellung gibt er die Familenverhältnisse treffend wieder. Die zwei Frauen, die Seelenverwandten Susanne Gsell und Susanne Högger dominieren im Bild, stehen im Zentrum, so wie es dem Familienleben entspricht. Mit der Grösse ihrer Körper und ihren Lehren bestimmen sie, was in der Familie geschieht und wie es sein soll. Die zwei jüngeren Brüder, Jakob und Theodor schauen artig in die Noten. Der älteste Sohn aber beherrsch die Szene von der Seite her. Er hat sich bereits abgewandt. Sein Rücken ist gerade und dunkel koloriert. Die drei Erwachsenen lauschen seinem Flötenspiel zu. Er wird bald nach Genf und Paris geschickt, da in St.Gallen eine ihm adequater Maluntericht nicht mehr zu finden ist. Susanne Högger mit breitem Rücken, gestreckt am Klavier sitzend bewundert ihn. Sie muss Caspar nicht mehr belehren.Ihr Musik- und Französischuntericht konzentriet sie nun auf die zwei Jüngeren. Sie und die Eltern haben die Fähigkeiten des jungen Mannes erkann. Sie brauchen ihm keine Anweisungen mehr zu geben, und Caspar scheint zu wissen, dass er in dieser Familie nichts neues mehr gelernt bekommt. Die Mutter Susanne steht da mit geneigtem Kopf, wohlwollend, lächelnd, das traute Familienidyll geniessend, denn sie ist Mittelpunkt und Ursprung. Sie verfolgt die Musik aber lässt die andern spielen. Später, wenn sie das Idyll nicht mehr zusammenhalten kann, wird sie traurig und kränklich sein. Die zwei jungen Brüder spielen vom gleichen Notenblatt, noch nicht frei, noch konzentriert auf das was gespielt werden soll. Wie Zwillinge sind sie noch, die Köpfe einander zugeneigt. Für Kaspar sind sie noch die Kleinen und er hat noch nicht erkannt, wie verschieden seine Brüder in ihren Wesen sein werden. Ja und der Vater ? Der steht dahinter, hört noch zu, ist aber bereits unter der Tür. Er muss und darf sich bescheiden. In seinem Atelier kann er dem Lithographieren fröhnen. Er hat diese Kunst und das Handwerk seinem Ältesten Kaspar gelehrt. Dieser ist darin bereits weit fortgeschritten und sein Können wird ihm bald dazu dienen sein erstes Geld in Genf und Paris zu verdienen.
Die Eltern im Bild
Susanne Gsell als Mädchen; kleines Medaillon / Susanne Gsell--Schobinger als junge Frau; lächelnd beim Briefeschreiben / Das farbige Bild vom Sohn Caspar gemalt ist in Besitz ihres Enkels, Alain Gsell, Deauville.
Der junge Jakob Laurenz Gsell - Schobinger; stolz ein junger Kaufmann zu sein / Der ältere Jakob Laurenz; der Künstler von Ehrernzeller gezeichnet / Susanne Högger, Freundin der Familie.
"Wo sie wohnten, wie es begann".
Die Familie von Schobinger hatte ihr Heim im Sommer im "Rebstock" in St. Leonhard, im Winter in der "Grünen Tür" am Graben, während die Familie Gsell im Sommer im Landhaus "Zur Schlinge" an der St.Jakobsstrasse wohnte, verbrachte sie Winter im "Portnerhof" an der Schmidgasse. In dieser Nachbarschaft lernten sich Jakob Laurenz und Susanne kennen und lieben, und 1813 vermählte sich Jacob Laurenz Gsell (27) mit Martha Susanna Schobinger (20).
( LG: Die Trauungsrede für das Paar Gsell-Schobinger von 1813 umfasst 31 Seiten. Darin wird über die Vorteile der Ehe und der gegenseitigen Erziehung zur glücklichen Ehe moralisiert. Ein kleiner Auszug der Rede genügt uns ---> anklicken !
In einem Brief der Mutter vom 29. März 1843, (Nr. 77), heist es: "Die Wohnung im Haus neben der 'Wahrheit' am Gallusplatz, war kalt und wenig sonnig, (hier wohnte später Renate Dardier - Gsell) und so wechelten wir zur Miete in eine Wohnung im Scherrer'schen Haus (heute Rorschacherstr. 25) mit schönem Park (dem heutigen Stadtpark).
Die Ferienaufenthalte werden in mehreren Briefen geschildert, so in Heiden, Badenweiler, Bönigen bei Interlaken. Auch die schönen Hin- und Rückreisen kommen zur Sprache.
Das Familienbild, geschrieben von der Enkelin Clara Wild-Gsell
Die beiden Ehegatten hatten sehr verschiedene Naturen: Er war besinnlich und still, sie voll Temperament und Energie; aber sie verstanden sich gut. Der Vater, Ratsherr bestimmte seinen Sohn zum Kaufmannsstande --- er wäre lieber seinen künstlerischen Neigungen gefolg —. In Rheineck machte er die Lehre bei seinem Oheim Zollikofer und kam dann verschiedene Jahre in Bankhäuser nach Lyon. Reisen in die Provence und nach Paris liessen seinen Sinn für Natur und Kunst noch mehr erstarken. So war es nicht erstaunlich, dass, nachdem die Geschäfte schlecht gingen, er einen künstlerischen Beruf ergriff. Senefelder hatte eben die Lithographie erfunden. Diese sagte Jacob Laurenz zu. Sie führte ihn in die schöne, weite Gotteswelt --- da machte er Skizzen und brachte sie auf die Steinplatten. Zur Vervielfältigung kamen sie als Bilder auf Papier und auf Stoffe für Tischdecken und Servietten. Auch viele Buchillustrationen entstanden von seiner geschickten Hand.
Die Familie wohnte damals in der lithographischen Anstalt „zur Jägerei“ im obersten Haus am Lindenplatz, neben der „Wahrheit“. Da alle gerne etwas flunkerten, wurde dies stets betont und als geflügeltes Wort gebraucht.
Auch Martha Susanne half tüchtig mit beim Ziehen des Haushaltwagens. Ihre Eltern hatten ihr eine sehr gute Bildung zu teil werden lassen, auch in musikalischer Beziehung. Sie sah sich nach Stunden um und fand solche in Privatfamilien und im Pensionat Petrignet.
Weiteres zu den Eltern:
Die Enlelin Clara Wild-Gsell fährt mit ihrer Schilderung fort: "Es galt die drei Söhne zu wackern Menschen zu erziehen. Alle drei besuchten das, unter dem Rektorat von Peter Scheitlin stehende Gymnasium im Bubenkloster zu St. Kathrinen mit bestem Abschlussexamen und fanden dort Freunde für das ganze Leben."
Die Freundschaften wurden im Jungmännerverein "Constantia" und "Harmonie" gepflegt, wie aus den Briefen von E.H.Laquai,( Seite 2) Bruder von J.G.Reinold Laquai, dem Mitarbeiter von J.L. Gsell in Rio, ersichtlich ist. In diesen Briefen werden auch die ehemaligen Lehrer "durchgehächelt*. Hingegen heist es Im ADB-Artikel zu Theodor Gsell Fels: "Die Eltern, der Kunstmaler Jacob Laurenz Gsell und Susanna Martha geb. v. Schobinger, ließen ihre drei Söhne das Tobler'sche Institut zu St. Gallen besuchen, wo Stähelin's des Aelteren feurige Religionsvorträge ihre Knabengemuther zum Entschlusse Geistliche zu werden veranlaßten".
Gesellschaftlich fanden sich die alten St. Gallerfamilien oft zusammen. Im Hause Gsell wurde viel Musik getrieben. Eine Freundin der Mutter, Fräulein Susanne Högger von Stäfa, Tochter eines Zeichenlehrers, begabte Musikerin, wurde die geliebte Hausgenossin und blieb es bis an das Ende ihrer Tage 1869. Sie erteilte Klavierunterricht und versammelte ihre Schüler und Schülerinnen zu musikalischen Abenden; später sei der reinste Heiratstempel daraus geworden.
Drei Söhne wurden dem jungen Paar geschenkt.
Sie verlebten eine schöne Jugend. Mit dem Vater zogen sie hinaus in die Natur, in nähere und fernere Gegenden des Schweizerlands. Da lernten sie so recht seine Gemütstiefe, sein reiches Wissen kennen. Daheim wurden alle Feste, Geburtstage und die Singabende (Sylvester) poetisch gefeiert, die Geschenke in lustigen Umhüllungen überreicht. Die Vettern und Cousinen, die Onkel und Tanten kamen auch zu diesen Festabenden.
Die drei Brüder wuchsen heran: sie warfen nicht mehr die Düte mit den brüchigen "Mandel-Herzli" auf den Boden, (die zerbrochenen durften sie nämlich verspeisen) sie strichen nicht mehr bei den Freunden von Sailern die Butter mit den Fingern auf's Brot (weil ihnen die Mutter verboten hatte, bei Tisch etwas zu verlangen und leider fehlte das Messer:). Das Herumstreifen und mit dem letzten Ruf des Torwärters noch in die Stadt herein zu witschen hörte auf.
Der Aelteste wählte den Künstlerberuf. Portraits von seiner Mutter, 1832, und seinem Bruder Jacob, vom Vierzehnjährigen gezeichnet, zeugen heute noch von seiner ausgesprochenen Begabung. Früh kam er zu seiner Ausbildung nach Paris zu Ingres.
Der Zweite trat in die Lehre zu seinem Onkel Carl August Schobinger,der ein Textilgeschäft in St. Gallen besass mit Verbindungen nach Nord- und Südamerika.
Der Dritte studierte zuerst Theologie, dann Philosophie und schliesslich, als Lebensberuf, Medizin.
Die Schobinger Verwandten, Notitzen von Clara Wild-Gsell
Ein festes Band verküpfte den Vater mit seinem Doktorbruder (Johannes Gsell-Wegelin) und seiner Schwester Rosina Renate Dardier-Gsell, die zwölf Jahre gelähmt zu Bette lag, war er ein treuer Freund und Berater.
Die Schobinger-Verwandten standen dem Gsellenheim besonders nah, obschon die Kinder nicht von der gleichen Mutter stammten. Der einzige richtige Bruder von Martha Susanna, Fritz Schobinger, verursachte den Seinen grosses Herzeleid. Im Jahre 1825 verschwand er, einen Brief an seine Mutter hinterlassend, in welchem er Abschied nahm mit den Worten, man werde ihn nie mehr sehen. Er hatte in Jena Jus studiert und seine Freunde waren ihm sehr zugetan. Seiner Mutter brach dieses schwere Ereignis fast das Herz. Die Arme wurde schwermütig, zog zu ihrer Schwester im Pfarrhaus in Egnach, wo sie getreue Pflege fand. Einmal glaubte ein Freund des Verschollenen, diesen in einem italienischen Kloster als Mönch gesehen zu haben; aber er war und blieb verschwunden.
Zusammenfassung
Jakob Laurenz Gsell heiratet 1813 seine Jugendfreundin Susanne Martha Schobinger.10 Ehepaare, resp 20 Personen zuzüglich Susanne Högger, die Freundin der Familie, gruppieren sich in der Familie Gsell - Schobinger. --> Vergl. das Schema im Seitenmenu
- Die Elternfamilien: Gsell-1-Schlumpf/2-Zollikofer und Schobinger-1-Girtanner/2-Züblin, St.Galler Bürgerfamilien.
- Die Geschwister väterlicherseits sind Renate Dardier-Gsell und Johannes Gsell-Wegeiln.
- Die Geschwister mütterlicherseits aus erster Ehe sind Carl August Schobinger-Merz, Julius Hironimus Schobinger - Fels und Chrisoph Ferdinand Schobinger; aus zweiter Ehe Friedrich Johann Caspar Schobinger, sowie 3 in den ersten 2 Jahren verstorbene Kinder.
- Zur Familie gehört Susanne Högger, Herzensfreundin von Susanne Gsell.
- Die drei Söhne sind Caspar Julius Gsell-Laurent, Jakob Laurenz Gsell-Lutz und Theodor Gsell Fels.