Anna Maria Gsell-Fehr, 1856 - 1945
Notizen ihrer Schwester Clara Wild-Gsell zum Lebenslauf, verfasst um 1938.
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Marie~ die älteste Tochter~ hatte keinen leichten Stand in der Familie. Sie sollte der Mutter eine Stütze sein und die Brüder betreuen helfen. Mit ihren schwarzen Zöpfen und den schönen braunen Augen übte sie auf deren Freunde eine grosse Anziehungskraft aus.
In Esslingen und Paris holte sie ihre weitere Bildung nach den frohen Jahren im Schulhaus zu St. Laurenzen. Herangeblüht entzückte und berückte sie das Herz eines Ueberseers, aus Schwaben gebürtig. Die Beiden verlobten sich und gross schien das Glück. Da stellte es sich heraus, dass der junge Apotheker morphiumsüchtig gewesen war und von neuem in diesen Fehler zurückfiel. Der Vater verlangte, dass drei Jahre gewartet werden müsse mit der Hochzeit, um volle Sicherheit der Heilung des Morphium-Kranken zu haben. Es war eine schwere Zeit für die junge Braut. Geheilt wurde er, aber die innere Sicherheit zum Heiraten hatte Gustav verloren. Er blieb lange Jahre in Manila; die ehemals Verlobten sahen sich nie mehr.
Es sollte aber doch nochmals ein Glück für Rötelis tüchtige Haustochter kommen. Der Landwirt Victor Fehr, der auch manch Schweres hinter sich hatte, bewarb sich um ihre Hand und, nach etwas sonderbarer Brautzeit, führte er sie im Sommer 1882 auf sein Gut, die schöne, alte Karthause im Thurgau. Seine Rede: "Ich bin noch jedem edlen Pferd Meister geworden, also werde ich auch die Marie Gsell bezwingen" hat sich bewahrheitet.
Die Klosterfrau wurde sehr glücklich und machte glücklich. Vier Kinder, zwei Buben und zwei Mädchen,sorgten für fröhliches Leben, und Arbeit gab es mehr als genug auf dem grossen Gute. Wie gerne kehrten Jung und Alt in dem gastlichen Hause ein. Lange, lange Jahre durfte Marie ihren Eheherrn behalten. Der älteste Sohn pachtete den vielseitigen Betrieb, der zweite Sohn heiratete als Kavallerieinstruktor eine Berner Patrizierin, die zwei Töchter fanden tüchtige Männer in Bière-Gimel-Bern und Sumatra-Weinfelden.
Ueberall wuchsen Enkel heran, eine blühende Schar. Im Januar 1938 trugen die Soldatenenkel den greisen Grossvater aus der Karthäuser-Kirche und begleiteten den Leichenwagen bis an die Grenze des Gutes. Nun lebt die allzeit tatkräftige Witwe allein; im Winter in Weinfelden in der Nähe der jüngsten Tochter, im Sommer in der alten Heimat im Kloster; und muss lernen, den Weg allein zu gehen, den man immer zu Zweit gegangen ist.
Die Klosterfrau wurde sehr glücklich und machte glücklich. Vier Kinder, zwei Buben und zwei Mädchen,sorgten für fröhliches Leben, und Arbeit gab es mehr als genug auf dem grossen Gute. Wie gerne kehrten Jung und Alt in dem gastlichen Hause ein. Lange, lange Jahre durfte Marie ihren Eheherrn behalten. Der älteste Sohn pachtete den vielseitigen Betrieb, der zweite Sohn heiratete als Kavallerieinstruktor eine Berner Patrizierin, die zwei Töchter fanden tüchtige Männer in Bière-Gimel-Bern und Sumatra-Weinfelden.
Ueberall wuchsen Enkel heran, eine blühende Schar. Im Januar 1938 trugen die Soldatenenkel den greisen Grossvater aus der Karthäuser-Kirche und begleiteten den Leichenwagen bis an die Grenze des Gutes. Nun lebt die allzeit tatkräftige Witwe allein; im Winter in Weinfelden in der Nähe der jüngsten Tochter, im Sommer in der alten Heimat im Kloster; und muss lernen, den Weg allein zu gehen, den man immer zu Zweit gegangen ist.