Aus dem Sonderdruck "Der Rheintalrer" vom 27. September 1899: Erinnerungen an die Familie Naeff von Altstätten.
Eduard Naeff, das fünfte von den 10 Kindern der Familie Naeff-Dalp wurde am 29. Juni 1804 geboren und verlebte im elterlichen Hause seine selige Jugendzeit und genoss, wie alle andern, eine sorgfältige Erziehung. Zuerst besuchte er die Schulen seiner Heimatgemeinde und wandte sich dann nach Zürich, wo er das Gymnasium absolvierte und nachher, bei einem Apotheker der dortigen Stadt, einen Vorbereitungskurs für den ärztlichen Beruf machte. Später lag er in Lausanne sprachlichen Studien ob und begann als 20-jähriger Jüngling an der berühmten Universität Heidelberg seine medizinischen Fachstudien, die er in Göttingen fortsetzte und in der Weltstadt Paris vollendete. Im Jahre 1828 wanderte er in seine Heimat zurück und bestand zu St. Gallen vor der kantonalen Sanitäts-Behörde im Februar 1828 mit grösstem Lob die staatliche Prüfung. Er liess sich alsobald in Altstätten nieder, wo er rasch eine ergiebige Praxis bekam.
Seine ausgezeichnete Bildung, seine menschenfreundliche Gesinnung und seine moralischen Vorzüge sicherten ihm bald das Vertrauen seiner Mitbürger. Sofort wählten ihn die Bürger der Kirchen-, Armen- und Schulgemeinden in ihre Verwaltungen. Von 1836-1860, also volle 24 Jahre, fungierte er auch als Bezirks-Arzt, ebenfalls war er Verwalter eines weithin bekannten Impfdepöts. In den stürmisch bewegten Zeiten der 40er Jahre hat er nie eine politische Rolle gespielt, sondern er blieb stets derselbe: mild, vorsichtig, tolerant und jede ehrliche Ueberzeugung achtend. Das waren Eigenschaften, die in so aufgeregten Zeiten selten in einem Charakter zu finden sind. Er lag rastlos seinem Berufe ab und erwarb sich durch seine Haltung auch bei denen Ehre und Achtung, die seine freisinnige Ueberzeugung nicht teilten. Die freundliche Begegnung, die er allen Hilfesuchenden ohne Rangunterschied zu teil werden liess, haben ihm die Sympathie des Volkes von Nah und Fern erworben. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist derselbe der "Armenarzt" der leidenden Menschheit im Rheintal gewesen. Bei Nacht wie bei Tag stand er mit Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue am Bette der Kranken, so lange es ihm die Kräfte erlaubten. Bescheiden und freundlich, sah er die ganze Welt gerne heiter und froh, und sein Haus war ein Tempel des Friedens und der Glückseligkeit. An seiner treuen Gemahlin, der Schwester des berühmten Advokaten Lutz v. Rheineck, besass er eine Mustergattin. Freunde, Bekannte und Verwandte weilten immer gerne im Dr. Naeff'schen Hause, denn ein gastlicheres gab es weit und breit nicht. Wo sich Naeff in Gesellschaft zeigte, da war er ein gern gesehener Gast.
Zu Anfang des Jahres 1884 kamen die Tage der Prüfung, als der Greis bald seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Ein leichter Schlaganfall, der eine teilweise Lähmung zur Folge hatte, fesselte den Kranken dauernd an die Stube. Mit seltener Geduld und Ergebung ertrug der Arzt seine Leiden volle 2 Jahre. Am 20. Januar 1886 schlug ihm endlich die Stunde der Erlösung. Er schied sanft von hinnen im Alter von 81 Jahren, 6 Monaten und 21 Tagen. Mit ihm stieg einer der ältesten, besten und verdientesten Männer von Altstätten zu Grabe.
Selbstbiographie von Eduard für dier Jahre 1804 bis 1829
Ed. Naeff aus Altstädten geb. 29. Juni 1804 bestieg den Rigi in seinem 12ten Jahre. Am 19 April 1820 verreiste er nach Zürich um alldort zu bleiben bis anno 23 im Frühling, als er in die Löffelschleife nach Lausanne geschickt wurde. Im Herbst 1823 verliess er selbige, & bezog die Hochschule zu Heidelberg, wo er seinen
Studien pflegte. Nach 2 Jahren kehrte er auf Besuch in die Haimat zurück & erkrankte am Nervenfieber, welches ihm erst im Neujahr wieder erlaubte, nach Heidelberg zurückzukehren. Im Herbst 26 gings nach Göttingen am 18ten Oct. 27 daselbst doctorirt. Am 28 & 29 Febr. 1829 Examen in St. Gallen. Im April 1829 nach Paris & im Oct. 29 ins Philisterium.
- 1804 Juni 29 geboren
- 1816 Rigi
- 1820 April 19 Zürich bis 1823 Frühling
- 1823 Brunnengeschicht
- 1820 Frühling Löffelschleife Lausanne
- 1826 Göttinen Herbst
- 1923 Herbst Heid Iberg
- 1825 Frühling wieder Heidelberg
- 1827 Oct 27 Doctorirt
- 1829 Feb. 28/29 Examen in St.Gallen
- 1829 April Paris
- 1829 Oct - Philisterium
- 1831 Aug 29 ?
- 1833 Sept (? Rath Arzt